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das Einhorn

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Das Einhorn

"Das ist so, weil es etwas Grauenhaftes ist, ein Einhorn abzuschlachten", sagte Firenze. "Nur jemand, der nichts zu verlieren und alles zu gewinnen hat, könnte ein solches Verbrechen begehen. Das Blut eines Einhorns wird ihn am Leben halten, selbst wenn er nur eine Handbreit vom Tod entfernt ist - doch zu einem schrecklichen Preis. Er hat etwas Reines und Schutzloses gemeuchelt, um sich selbst zu retten, aber nun hat er nur noch ein halbes Leben, ein verfluchtes, von dem Augenblick an, da das Blut seine Lippen berührt."

Firenze der Centaur, HP1, Kapitel xyz


Einhörner sind sehr scheue magische Wesen. Ein ausgewachsenes Einhorn hat sehr lange, schlanke Beine, goldene Hufe, ein perlweiss schimmerndes Fell und ein einzelnes silbernes Horn auf der Stirn. Haare vom Schweif des Einhornes und die Hörner der Wesen sind wesentliche Bestandteile vieler Zaubertränke. Junge Einhornfohlen haben ein leuchtend goldenes Fell. Nach ungefähr zwei Jahren nehmen sie eine silberne Farbe an. Mit vier Jahren beginnt das berühmte Horn zu wachsen. Erst mit sieben Jahren sind die jungen Tiere ausgewachsen und ihr Fell wird blendend weiss. Einhörner sind machtvolle magische Geschöpfe, die nicht leicht zu fangen sind. Dementsprechend teuer sind die entsprechenden Zutaten. Mr. Ollivander benutzt für die Herstellung seiner Zauberstäbe manchmal Schweifhaare des Einhorns. So besitzen zum Beispiel Ron Weasley und Cedric Diggory einen Zauberstab mit einem Kern aus diesem Material.

Zuckersüsser Ausflug

"Ach ne!"
"Schon wieder Verbotener Wald? Wird ja langsam langweilig."
"Yep! Könnten sich echt mal was anderes einfallen lassen."
Es war ein strahlend schöner Samstagnachmittag. Fred und George Weasley sasssen, ihre roten Schöpfe über ein Pergament gebeugt, im Gemeinschafsraum der Gryffindors und beklagten sich lautstark. Ihre lauten Kommentare lockten ihren besten Freund, Lee Jordan, an und er streckte neugierig seinen Kopf voller dunkler Rastalocken über ihre Schultern.
"Was ist denn so schrecklich. Ah, was habt ihr denn verbrochen?"
Auf dem Pergament stand in Professor McGonagalls hastigen Handschrift: "Mr. Fred und George Weasley, sie sitzen ihre Strafe heute abend ab. Erwarten sie Mr. Filch um neun in der Eingangshalle."
"Nur ein paar Stinkbomben in Filchs Putzschrank." sagte George grinsend zu Lee. Fred kräuselte seine Nase.
"Eingangshalle mit Filch bedeutet immer Verbotener Wald mit Hagrid." meinte er gelangweilt.
"Tja," grinste Lee, "Vielleicht könnt ihr den guten zu einem nicht zu langen Marsch überreden. Obwohl ich eher glaube, bei dem Wetter könnte er auf die Idee kommen, es wäre doch super, eine Chimära im Wald auszusetzen..." lachend kehrte er zu seinem Sessel zurück, wo er gegen sich selbst Schach spielte.

An diesem Abend schlenderten Fred und George gegen zehn nach neun in die Eingangshalle. Sie hatten es nicht besonders eilig. Exkursionen in den Wald bedeuteten immer, dass sie meilenweit marschieren mussten, bloss um nachzusehen "ob alles in Ordnung ist", wie Hagrid zu sagen pflegte. Ausserdem war es zu dieser Jahreszeit in der Nach empfindlich kühl und überhaupt waren ihre eigenen Ausflüge in den Wald immer viel spannender.
Argus Filch, der Hausmeister, war dem Explodieren nahe, als sie so spät eintrudelten.
"Frechheit... werd euch noch putzen lassen... wenn McGonagall das erfährt..."
Die Fetzen seiner Schimpftirade perlten an Fred und Georges unschuldigen Mienen ab, während sie gelangweilt mit Filch über die Ländereien zu Hagrids Hütte gingen.
das Einhorn Hagrid wartete schon, Fang auf den Fersen und die Armbrust über der Schulter. Er unterbrach den immer noch zeternden Filch mit einem gebrummten "Schon gut, Argus, danke dir", nickte den Zwillingen zu und marschierte los.
Schweigend folgten sie ihm zum Rand des Waldes, stolperten im Licht ihrer Zauberstäbe hinter ihm her, bis er den Pfad erreicht hatte, der, wie sie wussten, geradewegs ins Herz des Waldes führte. Fang machte das Schlusslicht und drehte sich immer wieder sehnsüchtig zum Dämmerlicht des Waldrandes um, das sie jetzt langsam hinter sich liessen.
Als sie schon eine ganze Weile so gegangen waren, sprach Hagrid schliesslich, den Kopf halb über die Schulter gedreht. "Also, hört mal zu ihr beiden. Das wird heute kein einfacher Kontrollgang. Es wird Herbst. Kinderzeit für Einhörner. Denk, ihr habt sie auch schon gesehen."
Die Zwillinge nickten. Sie hatten schon manchmal von weitem einen Blick auf die schönen Einhörner erwischt, es jedoch nie übers Herz gebracht, näher heranzugehen und die friedlichen Tiere womöglich zu erschrecken.
"Tja, die kleinen sind golden, wisst ihr ja. Drum kommen sie im Herbst auf die Welt. Verstecken sich zwischen den herabgefallenen Blättern. Heute ist die erste Neumondnacht seit die ersten Blätter gefallen sind. Da bringen sie die Kleinen zur Welt. Will nachsehen, ob mit denen alles in Ordnung ist."
"Aber Hagrid," warf Fred ein. "Warum hast du nicht eine der Lehrerinnen mitgenommen. Frauen können sich den Einhörnern doch besser nähern als Männer."
Hagrid brummte, "Schon wahr, Junge, aber die Lehrerinnen sind heut alle beschäftigt. Habse alle gefragt. Keine hatte Zeit. Aber wird schon."
Er grinste den beiden über die Schulter aufmunternd zu. "Ihr Jungens seid noch so klein, euch werden sie ranlassen. Dann füttert ihr die Mütter mit Zuckerstücken, während ich mir die Kleine anschaue."
Hagrid überhörte geflissentlich ihre Proteste gegen die Bezeichnung "kleine Jungens" und schritt nun kräftiger aus. Der Wald um sie her war pechfinster und still. Nur gelegentliches Rascheln liess vermuten, dass sie nicht die einzigen Lebewesen waren, die zu dieser späten Stunde noch unterwegs waren.
Gerade wollte George zur Frage ansetzen, ob Hagrid denn wisse, wo die Einhornmütter ihre Jungen zur Welt brachen, oder ob sie den ganzen Wald absuchen mussten, da bedeutete ihnen der Hüter der Schlüssel mit erhobenem Zeigefinger, still zu sein.
Sie hatten das dichte Gebüsch am Rande einer kreisrunden Lichtung erreicht. Auf dem federnden Gras dieser Lichtung lagen und standen nicht weniger als sechs wunderschöne, reinweisse Einhörner, die ihre Umgebung in ein sanftes Licht tauchten. Die Tiere hatten im Vergleich zu Pferden unnatürlich lange, schmale Beine und Fesseln, ihre silbernen Hufe waren klein und verschwanden fast unter derm langen, seidenen Haar, das an ihrem Ansatz wuchs. Die Einhörner hatten zierliche Hälse, kleine Köpfe und lange, schmale Ohren. Zwei von ihnen lagen im Gras und leckten zärtlich über die Köpfe ihrer goldfarbenen Fohlen. Eines der Kleinen versuchte gerade, mit seinen wackligen Beinen aufzustehen.
Drei Einhornmütter standen noch mit dicken Bäuchen auf der Lichtung herum, rupften hier und da ein Maulvoll Gras und gingen nervös hin und her. Das letzt Einhorn graste friedlich, während sein Junges gierig am Euter der Mutter saugte.

Sogar Fang schien andächtig die Luft anzuhalten. Vollkommen still und gebannt sassen die vier Beobachter im Gebüsch und schauten zu, wie sich von den übriggebliebenen Einhornstuten eine nach der anderen hinlegte und ihr Junges zur Welt brachte. Als schliesslich alle Fohlen erfolgreich aufgestanden waren und ihre erste Milch getrunken hatten, richtete sich Hagrid langsam auf und die Zwillinge taten es ihm gleich.
Die Einhörner drehten alarmiert die Köpfe in ihre Richtung, liefen jedoch nicht weg.
"Hier" flüsterte Hagrid und gab George einen schweren Stoffbeutel. "Kandiszucker. Gebt es den Müttern. Sind ganz wild darauf."
Vorsichtig traten Fred und George durch das Gebüsch, jeder einige Brocken Kandiszucker auf der ausgestreckten Handfläche. Sobald der Duft des braunen Zuckers die Nüstern der Einhornstuten erreichte, horchten sie auf. Hatten sie die beiden bis jetzt ängstlich beobachtet, so kamen sie jetzt alle mit vorsichtigen, tastenden Schritten näher, die satten und zufriedenen Fohlen auf der anderen Seite der Lichtung zurücklassend.
Sie waren misstrauisch und jederzeit zur Flucht bereit, aber sie kamen. In möglichst grossem Abstand blieben sie stehen und schnupperten begierig. Dann machten sie die Hälse so lang wie sie konnten und begannen, den Zucker aus den Händen der Zwillinge zu lecken.
Währenddessen näherte sich Hagrid mit langsamen, erstaunlich leisen Schritten den sechs goldenen Fohlen, die den seltsamen Neuankömmling neugierig anschauten. Ein besonders vorwitziges begann sogar, an Hagrids Hosenbein zu zupfen. Hagrids grosse Hände fuhren sanft und geübt über die kleinen Körper der Fohlen, während er leise und beruhigend auf sie einredete. Viel zu schnell, so fanden Fred und George, war er fertig und bedeutete ihnen, sich langsam zurückzuziehen, nachdem sie den Rest des Zuckers für die Einhörner auf den Boden geleert hatten.

"Und, wie wars mit der Chimära?" fragte Lee Jordan am nächsten Morgen beim Frühstück höhnisch.
"Aaach, hau ab, Wuschelkopf." sagte Fred abwesend. "Morgen werfe ich hundert Stinkbomben in Filchs Büro" versprach George mit glänzenden Augen.

by yaga

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