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die Eulen

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Eulen

Schon lange und immer wieder sind Menschen von dem nächtlichen Erscheinungsbild der Eulen fasziniert. Es ranken sich viele Sagen um die Jäger der Nacht. Zum Beispiel symbolisiert sie im Westen Weisheit, im Osten Dummheit. Manche Kulturen betrachten ihr Auftreten als gutes Vorzeichen, andere als schlechtes Omen. Bei uns sind 13 Arten heimisch, die bekanntesten sind wohl die Schneeeule, der Uhu, der gleichzeitig der größte Eulenvogel ist, und die Schleiereule.
Zu den weniger bekannten Arten gehören unter anderem die Käuze.
Eulen leben vorwiegend im Wald. Einige Arten verlassen diesen um auf Feldern auf Jagd zu gehen. Ihre Nahrung besteht zum größten Teil aus Nagern wie Wühlmäusen oder Feldhamstern. Sie jagen aber auch kleinere Vögel und Käfer.
Es ist sehr leicht für den Menschen festzustellen wo sich eine Eule befindet. So kann man nachts den Lauten der Eulen lauschen und sie vielleicht sogar auf ihren nächtlichen Flügen beobachten. Tagsüber kann man seinen Blick gen Boden wenden, mit viel Glück entdeckt man dort das sogenannte Gewölle. Das sind unverdauliche Knochen und Fellreste, die die Eule wieder auswürgt.
Eulen können sehr alt werden. In Gefangenschaft sogar noch älter als in freier Wildbahn.
Die Waldohreule zum Beispiel kann bis zu 28 Jahren werden! Ein Uhu in Gefangenschaft wurde sogar einmal 68 Jahre als, während sie in freier Wildbahn nur bis zu 19 Jahren alt werden.

Heureka!

Die Sonne scheint durch die Buntglasfenster des Studierzimmers und zeichnet bunte Kringel und Muster auf den hölzernen Boden. Blauer Fleck, grüner Fleck - ein blauäugiger Drache. Roter Fleck, gelber Fleck, grüner Fleck - eine Blume.
Ein Schriller Glockenton weckt Bartolomäus Rüdiger Himmelfahrt aus seinen Träumereien; die Hausklingel. Hastig erhebt sich der rundliche Zauberer aus seinem geschnitzten Lehnstuhl und poltert die schmale Stiege vom Turmzimmer herab, in das Herrenhaus, stürmt durch den Flur, nestelt einen grossen, goldenen Schlüssel von seinem Gürtel und öffnet unter Quietschen und Ächzen des alten Schlosses die Haustür. Einen Moment lang denkt Bartolomäus, man hätte ihn zum Narren gehalten. Im grosszügig angelegten Hof ist keine Menschenseele zu sehen. Doch dann entdeckt er das schwitzende braune Pferd, das am schmiedeeisernen Tor angebunden ist. Und gleichzeitig dringt eine schnarrende Stimme an sein Ohr.
"Verzeihung, seid ihr der berühmte Zauberer Bartolomäus Rüdiger Himmelfahrt?"
die Eule Verdutzt senkt der Angesprochene seinen Blick und bemerkt nun erst das kleine Geschöpf, das direkt vor seinen Fusspitzen auf der Türschwelle steht.
Es ist offensichtlich ein Hauself. Der Kleine trägt ein zerschlissenes, kariertes Tuch, das einmal als Tischdecke gedient zu haben scheint, als eine Art Lendenschurz um die Hüften. Bartolomäus nickt und der kleine Kerl macht hastig eine ziemlich verwackelte Verbeugung. Seine winzige Brust hebt und senkt sich unter stossenden Atemgeräuschen und dicke Schweissperlen rollen unter seinen langen, fledermausähnlichen Ohren hervor. Er ist offensichtlich genau so erschöpft wie sein Reittier. "Sehr erfreut ihre Bekanntschaft zu machen, verehrter Meister Himmelfahrt." schnarrt er weiter. Dann nestelt er ein zusammengerolltes und versiegeltes Stück Pergament aus seinem Wickeltuch und überreicht es dem Zauberer.
"Ihre sehr verehrte Kusine, meine liebe Meisterin, Frau Notburga Edeltraut von Grossholzingen schickt dies mit den besten Grüssen und Wünschen."
Sorgfältig bricht Bartolomäus Himmelfahrt das Siegel und entrollt das etwas zerknitterte Pergament. Seine Kusine hat ihm geschrieben?
Grossholzingen war weit entfernt, mindestens sieben Tagesritte, und Notburga war nicht die Frau, die einen Hauselfen entbehren konnte. Der kleine Kerl muss so schnell geritten sein, wie es Ross und Reiter nur vermochten, so wie er aussah.
Bartolomäus greift in verschiedene Taschen seines weiten Umhangs, bis er endlich einen goldgefassten Zwicker zum Vorschein bringt und auf die breite Nase klemmt.


"Mein sehr verehrter Kusin," stand da in Notburgas spinnenbeiniger Schrift, "Ich hoffe, dieses Schreiben erreicht dich so schnell wie nur irgend möglich. Grossartige und schreckliche Dinge geschehen in Grossholzingen. Meine älteste Tochter, Edith, hat sich mit dem Sohn unseres Landvogtes verlobt. Sie erwartet ein Kind, deshalb muss die Hochzeit so schnell wie nur irgend möglich vonstatten gehen. Du weisst, dass ich es mir nicht leisten kann, wegen eines unehelichen Kindes an Ansehen zu verlieren. Mein Stand als verwitwete Kornhändlerin ist hart genug. Du bist der einzige, dem ich dies anvertrauen kann, denn du hast als einziger unserer grossen Verwandtschaft seit jeher regen Anteil an meinem Schicksal genommen. Darum auch meine dringende Bitte an dich: Ich brauche einen verlässlichen Trauzeugen für das junge Paar. Bitte antworte mir so schnell wie möglich, damit ich die Hochzeit ankündigen kann. Das Werden und Vergehen meiner Familie hängt davon ab!

In Liebe deine verzweifelte

Notburga."



Oh, natürlich, seiner Kusine muss geholfen werden. Um das zu entscheiden braucht Bartolomäus Rüdiger Himmelfahrt keine zweimal mit den Augen zu zwinkern. Das Problem liegt ganz woanders...
Bartolomäus kratzt sich nachdenklich das Kinn und liest die Botschaft ein zweites Mal durch. Dann wirft er über seinen Zwicker hinweg einen Blick auf den erschöpften Hauselfen, der immer noch auf der Türschwelle steht und auf Anweisungen zu warten scheint.
Niemals wird dieser Wicht die Nachricht seiner Zusage genügend schnell überbringen können. Er hat wohl schon für den Hinweg mehr Zeit gebraucht, als es seiner Herrin lieb gewesen wäre. Bartolomäus schüttelt den Kopf. Er hat es noch kein einziges Mal bereut, in seinem Haushalt auf Hauselfen verzichtet zu haben. Die kleinen Schmarotzer sind viel zu dumm, um anständige Arbeit zu erledigen, immer geht bei ihnen etwas schief und man hat nichts als Ärger mit ihnen.
Ungeduldig scheucht er den wartenden Hauselfen mit einer Handbewegung auf den Hof hinaus.
"Geh und kümmer' dich um dein Pferd, das arme Tier hat bestimmt einen höllischen Durst!"
Der Hauself tapst auf seinen grossen Füssen davon, während Bartolomäus Himmelfahrt langsam die Tür zum Hof schliesst und in seinen Taschen nach seiner Pfeife sucht.
Es muss eine Möglichkeit geben, den Brief schneller zu verschicken. Viel schneller als mit einem reitenden Boten. Oder einer Brieftaube. Die Tiere, die die Muggel und auch einige Zauberer zum Versand ihrer Nachrichten benutzen, sind viel zu schwach für mehr als ein winziges Röllchen Pergament. Ausserdem setzen sie sich jede Nacht in einen Baum, um zu schlafen. Viel zu langsam.
Wieder an der Tür zu seinem Studierraum im Turm angelangt, ertastet Bartolomäus endlich seine kurzstielige Pfeife, zückt seinen Zauberstab, und bald darauf sitzt er in seinem Lieblingsohrensessel und pafft farbige Rauchwolken an die Zimmerdecke, wo sie einen lustigen Ringelrein tanzen.
Die Stille, nur unterbrochen von einer trägen Fliege, die am Fenster herumsummt, und die goldenen Sonnenstrahlen lenken Bartolomäus Himmelfahrts Gedanken bald in eine andere Richtung als er es eigentlich beabsichtigt hat, und schliesslich beginnt er wieder mit seinem Lieblingsspiel.
Roter Fleck, blauer Fleck - ein bunter Frosch. Oranger Fleck, grüner Fleck, gelber Fleck - eine seltsame Vogelscheuche. Brauner Fleck, blauer Fleck, zwei gelbe Flecke - eine Eule mit einem Brief im Schnabel. Roter Fleck, brauner Fleck... Eine Eule!!!???
Mit einem Schlag erwacht Bartolomäus Rüdiger Himmelfahrt aus seinen Tagträumereien. Eine Eule! Das wäre die ideale Lösung! Eulen, die Post vertragen. Eulen sind stark, sie fliegen schnell und ausdauernd und irgendwie wird er es gewiss hinbekommen, ihr beizubringen, dass sie auch bei Tage fliegen soll. Das ist eine ausgezeichnete Idee. Die beste, die er seit Jahren gehabt hat.
Voller Eifer sucht Bartolomäus nach einem freien Stückchen Pergament und einer Feder. Aus einer weiteren Umhangtasche zaubert er (ohne Zauberstab!) ein kleines Tintenfässchen hervor, dann kritzelt er seine Zusage für die Kusine Notburga auf das Fitzelchen Papier, rollt es zusammen und steckt es ein.
Als er seinen Hut aufsetzt und sich auf den Weg in den Wald macht, hat er das sichere Gefühl, eine ganz und gar ausserordentliche Idee gehabt zu haben.
"Jawoll!" versichert er einer dumm glotzenden Krähe am Wegrand. "Von Bartolomäus Rüdiger Himmelfahrt wird die Zaubererwelt noch lernen können."

by yaga

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