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der Saurüde

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Saurüde

Die Saurüden sind eine nicht wirklich bestimmte Hunderasse. Der Name kommt vielmehr durch ihre frühere Bedeutung. Die Saurüden wurden schon im Mittelalter mit zur Jagd genommen. Zur Jagd auf Wildschweine. Da Wildschweine bekanntlich recht groß und kräftig sind, mussten Saurüden von ihrer Statur her in der Lage sein, mit einem solchen Jagdtier fertig zu werden. Es wurden also große und kräftige Hunde bevorzugt. Durch gezielte Paarung miteinander hat man eine Hundeart hervorgebracht, aus der in den letzen hundert Jahren die Dogge heraus gezüchtet wurde.
Diese Hunde haben einen massiven, breiten und kraftvollen Körperbau und weit auseinander gestellte, geraden Läufen. Die Muskeln zeichnen sich klar und plastisch ab. Der bullige Kopf mit den hängenden Lefzen und den herabhängenden Ohren geben dem Tier einen recht furchteinflößenden Ausdruck. Rüden haben eine Schulterhöhe von 65-75 cm und mehr. Weibliche Saurüden sind meist etwas kleiner, aber nicht minder kräftig.
Trotz seiner Größe und eher furchterregenden Gestalt ist der Saurüde ein ausgesprochenes Familientier. Er ist ein absolut zuverlässiges Familienmitglied, das Haus und Hof bewachen kann und seiner Familie immer treu ergeben ist. Besonders erstaunlich ist seine Toleranz gegenüber Kindern. Sie können mit ihm spielen und auf ihm reiten und wenn die kleinen im Garten mal unbeaufsichtigt einschlafen legt er sich dazu und lässt niemanden der nicht zur Familie gehört an es heran. Mit anderen Hunden ist er relativ verträglich, wobei Rüden naturgemäß komplizierter sind als Hündinnen. Sein Bewegungsdrang liegt auf mittlerem Niveau, was für seine Größe recht ungewöhnlich ist. Aber trotz seiner eher aggressiven Ausstrahlung ist der Saurüde doch eher ein gemütlicher und sehr treuer Hund.
Als Jagdbegleiter ist ein Saurüde ein guter Gefährte. Er kann wirklich lange ruhig daliegen und warten, was für eine erfolgreiche Jagd oft sehr wichtig ist, und er kann ein evtl. erlegtes Tier sehr ausdauernd tragen und nimmt seinem Besitzer damit viel Last ab. Als Halter eines solchen Hundes muss man allerdings auch mal auf ein Lendenstück seines erlegten Wildes verzichten können, denn ein solches kann während des Transports schon einmal im Magen des Hundes landen, ohne dass man selber es mitbekommt.

Der feige Held

"Hierher Fang, hierher mein Grosser!" Der grosse Hund machte mitten im Lauf eine Kehrtwendung, die Erde unter seinen Pfoten hervorspritzen liess. Freudig bellend rannte Fang über die Wiesen auf das Mädchen zu, das aus dem Schlossportal getreten war. Sie war ein schmächtiges kleines Persönchen und als sie Fangs grossen Kopf umarmte schien ihre Haut im Gegensatz zu seinem dunklen Fell reinweiss zu sein. Ungeachtet dieses zerbrechlichen Aussehens war Cecily Warner eine quirlige, fröhliche Zweitklässlerin und dass der riesenhafte Fang sie mit seinen schweren Pfoten zu Fall brachte und ihr nun freudig das Gesicht ableckte, schien ihr nicht im Geringsten etwas auszumachen. Lachend strampelte sie sich frei, und rappelte sich auf.
"Komm Fang, wir spielen Ball!" Cecily zog einen zerknautschten Stoffball aus der Tasche ihres Umhangs, der sich gegen ihren Griff zu sträuben schien und sich rollend und hüpfend davonmachte, sobald sie die Hand öffnete.
"Ihm nach, Fang!" brüllte Cecily und beide stürzten übermütig hinter dem fliehenden Ball her.
Hagrid stand vor seiner Hütte und beobachtete schmunzelnd das Spiel der beiden. Die Hände auf den langen Stiel seiner Harke gestützt folgte er mit den Augen dem tollenden Paar, bis sie in Richtung See verschwanden. Dorthin zog es Cecily fast täglich. Denn im See wohnte der Riesenkrake. Hagrid selbst hatte das Tier aufgepäppelt, als noch jung, klein und völlig erschöpft eines Tages in einem der Schulklos gefunden worden war. Der Krake war völlig harmlos und mehr als einer der Schüler hatte sich schon mit ihm angefreundet. Es gab jedoch keinen, der einen solchen Narren an dem Tier gefressen hatte wie Cecily. Aber Cecily liebte sowieso alle Tiere. Und die Tiere liebten sie. Fang war ganz hin und weg von dem Mädchen.
"Wird einmal eine wunderbare Tierpflegerin. Oder vielleicht Drachenforscherin. Wer weiss..." murmelte Hagrid vor sich hin und Stolz durchflutete ihn. Cecily kam oft und gern in seine Hütte, um sich seine vielen Bücher über Drachen und andere grosse, seltene Tiere anzuschauen. Sie lernte schnell und erinnerte sich an alles, was er ihr erklärte.

Inzwischen waren Fang und Cecily am See angekommen. Dreimal schon hatten sie den Ball fangen können, dann hatte ihn Cecily wieder losgelassen und die Jagd war von vorne losgegangen. "Das magst du, nicht wahr mein Grosser?" sagte Cecily vergnügt, als Fang mit einem geschickten Hechtsprung den Ball unter seinen grossen Pfoten begrub. Fang packte den Ball mit seinen Zähnen und schwang ihn übermütig hin -und her, bis er ihm aus dem Maul flog. Mit lautem Jagdgebell setzte er ihm nach, doch dieses Mal war der Ball schneller. Mit einem verzweifelten Sprung rettete er sich in den See und trieb langsam vom Ufer fort. Fang lief aufgeregt am Ufer hin -und her und knurrte den Ball an, der sich immer weiter entfernte. Aber er setzte keine Pfote ins Wasser. Er wusste ganz genau, dass der See das Revier des Riesenkrakens war, und mit dem wollte er sich lieber nicht anlegen. Ausserdem war Fang wasserscheu.
"Tja, da musst du passen, was?" rief Cecily, die in den Taschen ihres Schulumhangs gewühlt und ein paar alte Brotstücke herausgefischt hatte. Dann steckte sie zwei Finger in den Mund und stiess einen gellenden Pfiff aus, der über den still daliegenden See hallte. Die beiden brauchten nicht lange zu warten, bis weiter draussen das Wasser anfing, Wellen zu schlagen und der gewaltige Kopf des Riesenkraken durch die Wasseroberfläche brach. Mit gemächlichen Kraulzügen kam er auf sie zugeschwommen. Cecily eilte, Fang auf den Fersen, hinaus auf eine kleine Landzunge, die sich in den See erstreckte und deren Ufer steil ins tiefere Wasser des Sees abfielen. Hier konnte der Riesenkrake nahe ans Land heranschwimmen und mit seinem langen Arm die Brotstücke aus Cecily's ausgestreckter Hand fischen. Fang hielt sich zurück. Das grosse Tier flösste ihm Respekt ein. Er legte den Kopf auf die Vorderpfoten und starrte leise winselnd auf die Mitte des Sees, wo noch immer Cecily's Ball schwamm. "Oh ja, der Ball. Krake, hol den Ball, bitte. Hol den Ball!" Cecily zeigte mit der ausgestreckten Hand in die Richtung, in der der Ball auf dem Wasser dümpelte. Aber der Krake begriff nicht. Er hob nur einen seiner Arme und tastete Cecily's leere Hand nach mehr Brotstücken ab. Schliesslich seufzte das Mädchen, blickte sich schnell um und legte dann den Schulumhang ab. "Ich geh und hol ihn, Fang. Du passt hier auf meine Kleider auf." Schnell entkleidete sie sich bis auf die Unterwäsche und liess sich dann ins Wasser gleiten. Fang winselte lauter, aber sie rief ihm beruhigend zu: "Ich bin gleich wieder hier. Ich hole den Ball!" Und sie begann, begleitet von dem verdutzen Riesenkraken, mit etwas unbeholfenen Schwimmzügen auf den See hinauszuschwimmen. Der Ball schien genug von seiner Freiheit zu haben und kam ihr entgegengeschwommen. Auf halbem Weg trafen sich die beiden, Cecily nahm ihn in ihre eine Hand und machte sich, durch die Behinderung wesentlich langsamer, auf den Rückweg. Gerade als sie das Ufer der Landzunge wieder erreicht hatte und aus dem Wasser klettern wollte, spürte sie, wie sich lange, kräftige Finger um ihren Fussknöchel schlangen und sie in die Tiefe ziehen wollten. Entsetzt blickte sie nach unten und sah, dass aus einem der Algenwälder, die es hier im tieferen Wasser gab, ein Grindeloh seinen langen Arm hervorstreckte und sie gepackt hatte.
Verzweifelt begann Cecily, zu strampeln, und mit den Händen nach Halt am Ufer zu suchen, um sich hochzuziehen. Aber sie war nicht besonders kräftig und der Grindeloh zog sie unaufhaltsam hinab. "Fang! Fang, hierher! Hilf mir Fang!" schrie Cecily.
Fang schien sich nur darüber zu wundern, warum das Mädchen nicht endlich aus dem Wasser stieg und er kam zögernd näher, um sich das Ganze anzusehen. Aber Cecily spritzte bei ihren verzweifelten Versuchen, dem Grindeloh zu entkommen, Wasser auf, und Fang wich entsetzt zurück. Weil er sich dabei umdrehte, bekam Cecily seinen Schwanz zu fassen und klammerte sich mit aller Kraft daran fest. Fang drehte verwundert seinen Kopf und der Blick seiner grossen Augen schien zu fragen: "Was ist denn das für ein seltsames Spiel?" "Lauf nicht weg, Fang, lauf nicht weg! Zieh mich hier raus!" schrie Cecily. Den Ball hatte sie längst losgelassen und er war ans Ufer gehüpft. Fang schnappte sich den Ball, Wasser triefte aus seinem Maul und er schaute Cecily an, um festzustellen, ob er das Richtige getan hatte.
Aber Cecily hatte keine Lust, zu spielen. Eine zweite Hand hatte sich um ihr anderes Fussgelenk geschlossen und ihre Hände begannen, taub zu werden, von der Anstrengung, mit der sie sich an Fangs Schwanz klammerte. Sie strampelte, wand sich, aber es half alles nichts. Langsam glitten ihre Hände an Fangs Schwanz entlang, sie hielt sich zwar immer noch fest, aber mit einem grossen Ruck gelang es den Grindelohs, sie unter Wasser zu ziehen. Verzweifelt mühte sich Cecily wieder hoch, kam an die oberfläche, prustete und spukte, schüttelte sich - und grosse Wassertropfen spritzten aus ihren Haaren. Einige der Tropfen spritzten in Fangs Gesicht. Das war zuviel. Verängstigt aufheulend trat Fang, mit seinen Bärenkräften gegen den Zug an seinem Schwanz ankämpfend, die Flucht an, und Cecily, die sich mit letzter Kraft an ihm festklammerte, wurde Zoll um Zoll ans Ufer gezogen.
Erleichtert fühlte sie, wie die Grindelohs sie freigaben, als sie mit der Oberflächenluft in Berührung kamen, und dann sass sie auf der Wiese, tropfnass, geschockt, aber unversehrt. Fang stand bei ihr und leckte über ihren nassen Schopf, immer noch eine Spur von entsetzen im Gutmütigen Gesicht.
"Oh Fang! Du dummer, dummer, lieber Hund!" lachte Cecily erleichtert. "Du bist der grösste Feigling, den's je gegeben hat!"

by yaga

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