<<< vorhergehende Seite

Dumbledores Phoenix

Name eingeben

Fawkes - Einblicke in das Leben eines Phönixes

Es war nun schon eine ganze Weile her, seit er aus seinem Ei geschlüpft war. Schon oft war er seitdem in Flammen aufgegangen und aus seiner Asche wieder auferstanden. Wie oft? Das hatte er nie gezählt. Er lebte schon eine lange Zeit auf dieser Welt. Viele hundert Jahre, würden die Menschen sagen. In dieser Zeit hatte er eine Menge gesehen und erlebt. Vieles ist bei den Menschen, magischen Geschöpfen und anderen Tieren in Vergessenheit geraten. Und auch in seinem Gedächtnis ist die Erinnerung an manche Dinge fast schon verblasst.

Aber an den Tag, an dem er zu ersten Mal das Licht der Welt erblickt und ihre frische Luft geatmet hatte, erinnerte sich der Phönix, der heute Fawkes genannt wird, immer noch, als wäre es erst gestern gewesen. Es war ein sonniger und sehr warmer Tag in der Jahreszeit, die bei den Menschen Frühling genannt wird. Sei Ei lag im Geröll, am Fuß eines großen Berges und es war wohl an der Zeit, dass ein weiterer Phönix geboren wurde. Nachdem er sich aus seiner Schale befreit hatte, fand Fawkes sich also in einer recht unwirtlichen Umgebung wieder. Schließlich muss auch ein junger Phönix von etwas leben. Und ich kann euch versichern, Steine sind kein sehr nahrhaftes Futter für einen anspruchsvollen Vogel wie Fawkes und bei weitem auch nicht so schmackhaft wie Blumen oder Würmer oder gar Zitronenbrausebonbons. Sobald sich sein Gefieder vollständig entwickelt hatte, machte sich der junge Vogel auf, um geeignetere Nahrung zu finden und um sich ein wenig in der Welt umzusehen, in die ihn das Schicksal verschlagen hatte. Er musste zugeben, dass er sie gar nicht so übel fand. Von weitem sahen sogar die großen Steine und Berge, die ihm ein erstes Zuhause geboten hatten, viel netter aus. Eine ganze Weile flog er so durch die Welt und genoss seine Einsamkeit.
Aber ein echter Phönix gehört schließlich zu einem echten Zaubere. Und da Fawkes ein waschechter Phönix war, beschloss er nach einiger Zeit, sich einen passenden Zauberer zu suchen. Und das war gar nicht so einfach, wie er es sich vorgestellt hatte, denn er wollte sich auch nicht dem erstbesten Zauberer anvertrauen, der ihm über den Weg lief. Schließlich musste eine solche Verbindung wohlüberlegt sein und man darf seine Ansprüche auch nicht zu tief stellen. Auf was für Zauberer Fawkes bei seiner Suche gestoßen ist, davon wollt ihr besser gar nichts wissen. Nicht einmal die simpelsten Zauber wollten einigen gelingen, andere waren nicht dazu in der Lage, einen einfachen Trank zu brauen und wieder andere waren für Fawkes Geschmack einfach zu alt. Junge Phönixe haben nämlich erst einmal das Bedürfnis, sich über einen längeren Zeitraum zu binden. Während seines Lebens vertraute er sich noch oft einem älteren Zauberer an, manchmal war es nur für wenige Jahre, doch in seiner Jugend hatte Fawkes den Wunsch, in einer geregelten Umgebung zu leben.
Es wurde bereits kälter, die Sonne war immer weniger am Himmel zu sehen und die Blätter der Bäume verfärbten sich in allen möglichen Farben, als er seinem zukünftigen Zauberer zum ersten Mal begegnete. Er war jung, doch Fawkes konnte spüren, dass er trotz seiner Jugend bereits ein sehr mächtiger Magier war. Sein Name war Merlin und Fawkes sollte viele Jahre an seiner Seite verbringen. Auch als Merlin für einige Zeit unter Muggeln lebte, blieb der Phönix bei ihm und war ihm ein treuer Begleiter. Später jedoch vermied Fawkes nach Möglichkeit den Kontakt zu Muggeln, aber zu dieser Zeit war diesen die Magie noch nicht so fremd, wie sie es heute ist. Sie lebten mit ihr und fragten Zauberer und Hexen in vielen Dingen um Rat. So wurde auch Merlin von den Muggeln oft um Hilfe gebeten. Vor allem ein Jüngling namens Artus kam oft zu dem Zauberer und seinem Phönix, um Merlin um Rat zu fragen. Fawkes mochte Artus von allen nichtmagischen Menschen, die er bisher getroffen hatte, am meisten, denn der junge Mann versäumte es nie, dem Phönix einen besonders Schmackhaften Leckerbissen mitzubringen. Über Merlin und Artus erzählen sich auch die Menschen und Zauberer von heute noch viele Geschichten. Zu seinem Leidewesen musste Fawkes sich schon oft diese Geschichten anhören und feststellen, dass sie mit den Dingen, die damals passiert sind, fast nichts mehr gemein haben. Aber so ist das nun mal mit Geschichten. Sie werden erzählt und verändert und am Ende bleibt nichts von Artus und Merlin außer ihren Namen.

Merlin lebte selbst für einen Zauberer ungewöhnlich lange. Selbst viele Jahre, nachdem ihr gemeinsamer Freund Artus gestorben war, zog Fawkes noch mit seinem ersten Zauberer durch das Land. Aber selbst Zauberern ist es nicht vergönnt, für immer in dieser Welt zu verweilen. Und so starb auch Merlin an einem kalten und ziemlich trüben Tag im Winter. In der Nacht zuvor war ungewöhnlich viel Schnee gefallen und Fawkes hatte schon am Morgen das seltsame Gefühl, dass dieser Tag anders als alle seine bisherigen Tage werden würde. Gegen Mittag hatte sich die Sonne endlich einmal kurz durch die Wolken gekämpft und Merlin schaute sie eine ganze Zeit lang an. Fawkes kam es fast so vor, als ob Merlin in seinem Inneren ein Gespräch mit der Sonne führen würde. Schließlich nickte Merlin und streichelte Fawkes noch einmal über den Kopf, wie er es während ihrer gemeinsamen Zeit schon so oft getan hatte, wenn er eine besonders schwere Entscheidung zu treffen hatte. Und dann starb er. Er legte sich einfach in den Schnee und war tot. An diesem Tag vergoss Fawkes seine ersten Tränen, doch auch sie konnten Merlin nicht mehr zu ihm zurück bringen.

Nach dem Tod seines ersten Vertrauten schloss Fawkes sich noch vielen anderen Zauberern an. Er kann von sich behaupten, dass er in seinem Leben ein ganzes Stück in der Welt herumgekommen ist. Ganz Europa hat er bereits mit seinen Zauberern bereist, er war in Amerika und Afrika, sogar in Australien hat er eine zeitlang gelebt. Es ist viel geschehen in dieser Zeit und Fawkes hat viele verschiedene Zauberer kennen gelernt. Aber keiner von ihnen war so wie sein Merlin und Fawkes glaubte, dass er wohl nie wieder jemanden finden würde, den er mit ihm vergleichen könne. So dachte er zumindest, bis er sich vor noch nicht allzu langer Zeit nun schon zum wiederholten Mal auf der Suche nach einem neuen Vertrauten befand. Nun, ich muss wohl anmerken, dass der braunhaarige Junge mit den strahlend blauen Augen nicht wirklich nach einem mächtigen Zauberer aussah. Doch genauso, wie viele Jahre zuvor bei Merlin, spürte Fawkes sofort eine starke Verbindung zu ihm und wählte ihn zu seinem neuen Vertrauten. Er musste zwar zugeben, dass es etwas sehr Ungewöhnliches für einen Phönix war, sich an einen Zauberer zu binden, der noch ein Kind ist. Aber Fawkes ließ sich davon nicht beirren und so wurde der junge Albus zu seinem neuen Vertrauten. Vielleicht lag Fawkes' Wahl auch daran, dass ihn dieses Kind ungewöhnlich stark an seinen Merlin erinnerte. Schließlich sagt man Phönixen im Allgemeinen nach, dass sie sich immer an die gleiche Art Zauberer binden. Doch davon wusste Fawkes nichts, denn er hatte in seinem ganzen Leben noch keinen anderen Phönix getroffen.
Natürlich war der junge Albus ganz begeistert von seinem neuen Begleiter. Wer wäre dass nicht, wenn sich ein so exzellenter Phönix wie Fawkes ihm anschließt. Zunächst war es für Fawkes zwar ein bisschen gewöhnungsbedürftig, zu einem Zauberer zu gehören, der noch gar nicht richtig zaubern konnte. Doch diese Tatsache sollte sich bald ändern, denn eines Tages wurde Albus von zu Hause weggeschickt, um in Hogwarts die Zauberei zu studieren. So kam Fawkes schließlich zum ersten Mal in die berühmte Schule für Hexerei und Zauberei, von der er schon viel gehört hatte. Von da an verbrachte er fast jeden Tag seines Lebens dort, denn es sollte tatsächlich geschehen was der Phönix vorausgeahnt hatte: Albus Dumbledore entwickelte sich zu einem der mächtigsten Zauberer seiner Zeit und wurde nicht nur Lehrer, sondern später auch Schulleiter von Hogwarts.
Dies sollten aber nicht die einzigen Leistungen bleiben, die Albus zu großem Ruhm unter der magischen Bevölkerung verhalfen. Er vollbrachte in seinem Leben noch viel brillantere Dinge. Denn Albus Dumbledore war nicht nur ein mächtiger, sondern auch ein sehr mutiger und, gelegentlich zu Fawkes Missfallen, ein recht abenteuerlustiger Zauberer. Zum Glück hatte er jedoch in Fawkes einen treuen Begleiter gefunden, denn oft musste der Phönix zu seiner Rettung herbeieilen. Unter anderem auch, als Albus gegen den schwarzen Magier Grindelwald kämpfte. Überhaupt war Fawkes bei dieser Unternehmung eine große Hilfe für Albus gewesen, denn ohne ihn wäre es nicht möglich gewesen, den Bösewicht in seinem Versteck aufzuspüren, zu stellen und zu besiegen. Dafür wurde Albus Dumbledore auch der Orden des Merlins verliehen. Weshalb dieser Orden so heißt, war für Fawkes allerdings unverständlich. Sein Merlin hatte doch nie so einen Orden gehabt. Nun ja, auf jeden Fall schien es eine sehr bedeutende Auszeichnung zu sein.
Eigentlich hatte Fawkes sich nach diesen Strapazen schon auf eine ruhigere Zeit gefreut, aber wie das Leben nun mal so ist, auf den einen dunklen Magier folgte gleich der nächste. Diesmal nannte sich das Übel Voldemort und ließ sich nicht so leicht außer Gefecht setzen wie Grindelwald. Denn anders als dieser scharte Voldemort Anhänger um sich, die ihn den Dunklen Lord nannten. Nun, da auch Albus Dumbledore nicht dumm ist, tat er es Voldemort gleich und gründete eine Widerstandsbewegung, deren Namen Fawkes wirklich sehr schmeichelte. Der "Orden des Phönix" nannte sich diese Gruppierung und Fawkes fand, dass das wirklich eine ausgezeichnete Wahl war. Einige Jahre kämpfte der Orden gegen die Todesser, aber es gelang keiner Seite, in diesem Kampf die Oberhand zu gewinnen. Schließlich löste Voldemort das Problem dann fast von selbst, dachte jedenfalls Fawkes. Der Dunkle Lord hatte es sich nämlich, aus Gründen, die für Fawkes absolut unverständlich waren, in den Kopf gesetzt, die gesamte Familie Potter zu töten. Nur bei ihrem kleinen Sohn Harry scheiterte Voldemort kläglich und der Fluch fiel auf ihn zurück und zerstörte ihn. Auch wenn Albus nicht daran glaubte, dass Voldemort wirklich tot war, in diesem Punkt konnte Fawkes seinen Zauberer nicht richtig verstehen. Schließlich war Voldemort doch kein Phönix, der aus seiner Asche wieder auferstehen konnte, so wie er. Und so freute Fawkes sich erst einmal auf eine ruhige Zeit mit seinem Zauberer, der mittlerweile auch ein wenig in die Jahre gekommen war, und darauf, dass er dann und wann ein Eckchen von einem seiner heiß geliebten Brausebonbons zugesteckt bekam.

by isch83

[top]