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Der Stein der Weisen

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Die Erfindung des Steins des Weisens

Die Flamme einer Kerze flackerte im kalten Luftzug und warf unheimliche Schatten auf die Wände. Ein alter Mann stieg langsam die Wendeltreppe hinunter. Er sah müde aus und beugte sich nach vorne, so, als ob etwas Schweres auf ihm lasten würde. Jeder seiner Schritte hallte von steinernen Stufen wider.
Nicolas Flamel erreichte das Ende der Treppe und setzte seinen Weg in einem dunklen Gang fort. Das schwache Licht der Kerze durchdrang kaum die Dunkelheit. Jedoch konnte man an den Wänden die verschwommenen Umrisse der verstaubten Bilder und halb zerbrochener Rüstungen erkennen. Irgendwo schlug die Uhr. Flamel blieb stehen und lauschte. Er zählte 12 Schläge. Es war also Mitternacht.
Ein nächster Luftzug kam den Gang entlang. Ein leichtes Zittern durchlief den alten Mann. Er wischte mit der Hand über die Augen und ging weiter. Wenn sich doch seine Vermutung als richtig erweisen würde! Wenn doch dies die Lösung des Problems wäre, das ihn schon so viele schlaflose Nächte gekostet hatte!
Nach wenigen Minuten blieb Flamel abrupt stehen. Er hielt die Kerze höher und betrachtete eindringlich ein altes Gemälde, auf dem eine tanzende Waldelfe abgebildet war. Nachdem er sich auf diese Weise vergewissert hatte, dass er an seinem Ziel angelangt war, trat Flamel einen Schritt zurück und flüsterte etwas Unverständliches. Die Waldelfe schlug ihre Augen auf und betrachtete ihrerseits den alten Mann. Dann machte sie einen Knicks und verschwand hinter dem Bildrahmen. Ein paar Augenblicke passierte nichts. Doch plötzlich schob sich das Bild mit lautem Knirschen beiseite und gab eine geheime Tür frei.
Flamel holte einen rostigen Schlüssel hervor und drehte diesen im Schloss der Türe um. Geräuschlos öffnete sich diese. Der alte Mann ging durch die Türe, stieg die steinernen Stufen hinab und gelangte schließlich durch eine weitere Tür in einen dunklen Raum. Flamel blieb stehen. Er hörte, wie die Türe hinter ihm sanft ins Schloss fiel. Ein mysteriöses Lächeln umspielte seine Mundwinkel.
"Lumos", flüsterte er kaum hörbar. Sofort leuchteten die Fackeln entlag der Wände auf und füllten das Arbeitszimmer mit flackerndem, gelbem Licht.
Flamel stellte die Kerze auf den großen Tisch und ging in den hinteren Teil des Raumes zu den Bücherregalen. Die Bücher waren allesamt alt. Die goldenen Buchstaben auf ihren Einbänden waren verblasst und unter der dicken Schicht Staub kaum noch zu erkennen. Flamel wischte mit der Hand über die Buchrücken, um die Titel besser lesen zu können. Eine große Staubwolke wirbelte in die Luft. Flamel schenkte ihr keine Beachtung. Seine ganze Aufmerksamkeit war auf die Bücher gerichtet. Ab und zu berührte er mit seinen Fingerspitzen das eine oder andere. Seine Lippen bewegten sich, als ob er überlegte, ob ihm dieses Werk helfen würde. Doch jedes Mal stieß er einen leisen Seufzer aus und seine ausgestreckte Hand glitt zu dem nächsten Buch.
Nach der vergeblichen Suche von etwa einer Stunde verharrte plötzlich Flamels Hand über einem großen Wälzer. Dies Buch war sehr alt, wahrscheinlich das älteste in dem Raum. Sein Einband, ursprünglich weiß, sah jetzt fast schwarz aus. Der Name des Buches war unleserlich geworden. Flamel zögerte einen Augenblick lang, dann nahm den Band und trug ihn zu seinem Schreibtisch. Dort schlug er ihn auf. Die Seiten des Buches waren gelb und machten den Eindruck, als ob sie bei jeder unvorsichtigen Berührung zu Staub verfallen würden. Flamel blätterte ein paar Seiten um. Eine markierte Stelle schien plötzlich seine Aufmerksamkeit zu erregen. Hastig bewegte er seinen Zeigfinger über die Zeilen. Dann hielt er inne. Langsam hob Flamel seinen Kopf. Er lächelte triumphierend.
Immer noch mit diesem triumphierenden Lächeln auf seinen Lippen ging Flamel wieder in den hinteren Teil des Raumes. Dort entzündete er mit einem Zauberspruch die Flamme unter dem Kessel. Der silbrige Trank in dem Kessel begann sofort zu sieden. Etwas ungelenk eilte Flamel zu dem Schrank mit Zutaten und holte von dort ein kleines Fläschchen mit grünlicher Flüssigkeit.
Zurück bei dem Kessel öffnete Flamel das Fläschchen und streckte langsam seine Hand aus. Einen Augenblick lang zögerte er. Was wäre, wenn seine Annahme doch nicht stimmen würde? Könnte er einen weiteren Rückschlag verkraften? Der alte Mann schüttelte leicht den Kopf, als ob er diese trüben Gedanken verjagen wollte. Mit der zitternden Hand neigte er das Fläschchen und ließ genau drei Tropfen in den Kessel fallen.
der Stein der WeisenDer Trank verfärbte sich schwarz. Er begann zu brodeln. Neugierig beugte sich Flamel vor. Plötzlich wurde die Oberfläche der Flüssigkeit still und unbeweglich. Es verstrichen ein paar Minuten, während welcher gar nichts geschah.
Langsam stieg in Flamel die Enttäuschung auf. Es schien, als ob seine Annahme falsch gewesen war. Der alte Mann drehte sich um und machte eine paar Schritte weg von dem Kessel. Plötzlich spürte er, wie eine unsichtbare Kraft ihn zurückhielt. Hastig wandte er sich um. Genau in diesem Moment schoss eine goldene Säule aus dem Kessel hervor. Durch eine Druckwelle wurde der alte Mann nach hinten geschleudert und konnte sich noch gerade rechtzeitig an der Tischkante festhalte, um nicht hinzufallen.
Überrascht betrachtete Flamel den Kessel. Weiß-rosa Dämpfe wallten über seinen Rand und der Trank strahlte ein sanftes weißes Licht aus.
Langsam richtete sich der alte Mann auf und näherte sich zögernd dem Kessel. Sein Blick fiel auf den Trank. Dieser war jetzt klar, wie Wasser und am Boden des Kessels glänzte ein blutroter Stein: der Stein der Weisen.

by mooney

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