<<< vorhergehende Seite

Professor Rubeus Hagrid

Name eingeben

Dosis facit venenum - die Dosis macht das Gift

Hagrid schniefte. Er hatte Kopfschmerzen, seine Nase lief und war feuerrot. Kurzum, er hatte sich eine saftige Erkältung eingefangen. Vielleicht hätte er doch nicht ohne Mantel auf einem der zahlreichen Hippogreife fliegen sollen. Doch die Aussicht auf die Ländereien von Hogwarts hatten den großen, bärtigen Mann alle Vorsichtsmaßnahmen vergessen lassen. Das musste er nun büssen. Es war kurz vor Halloween und Hagrid wusste, was eigentlich noch alles von ihm erledigt werden musste. Er würde um Madame Pomfreys Hilfe also doch nicht herumkommen. Mit Schaudern dachte Hagrid an den Erkältungstrank. Er versprach schnelle Heilung, doch das Dampfen der Ohren war noch die angenehmste Nebenwirkung dieses mächtigen Zaubertranks. Die Medizin beeinträchtigte für mehrere Stunden das Hör- und Riechvermögen.
Schnell dachte Hagrid an andere Dinge. Dinge, die dringend von ihm erledigt werden mussten. In Gedanken zählte der Hüter der Schlüssel seine heutigen Aufgaben noch einmal auf: Die Schulchorfrösche mussten nach Tonlage in Gruppen eingeteilt werden. Und heute war der Tag der Rüstungen. Deshalb sollte und wollte er dem Hausmeister beim richtigen Plazieren der zahlreichen Rüstungen helfen, die in Hogwarts in den Korridoren standen. Davor musste er eigentlich noch seine Schulstunden vorbereiten. Hagrid stöhnte auf. Die Thestrale mussten gefüttert werden. Dazu musste er Schafe schlachten und zu den Futterstellen bringen. Halt, fast hätte er die Bisamratten für die Hippogreife vergessen!

Ein Niesanfall erschüttert den Körper des Halbriesen. Hagrid unterdrückte ein Fluchen. So ging es einfach nicht weiter! Die Erkrankung raubte ihm jetzt schon den letzen Nerv. Im selben Moment mit Hagrids Niesanfall explodierten mehrere Schneebälle an den Fensterscheiben seiner kleinen Hütte. Hagrid zuckte zusammen. Das hatte ihm gerade noch gefehlt! Einige Erstklässler hatten es sich als Mutprobe ausgedacht, ihn durch die Schneebälle und andere Aktionen aus dem Haus zu locken. Normalerweise spielte Hagrid dieses Spiel jedes Jahr aufs Neue mit. Eigentlich wartete er immer auf besondere Aktionen der neuen Jahrgänge, bis er durch sein Erscheinen dem Treiben der Schüler ein Ende setze. Heute jedoch brachte Hagrid einfach nicht die Geduld für ein langes Katz- und Mausspiel auf! Abrupt öffnete er deshalb seine Tür. Schon im nächsten Moment hatte Hagrid einen faustgroßen Schneeball im Gesicht. Zahlreiche Geräusche verrieten Hagrid, dass die Erstklässler das Weite gesucht hatten. Es dauerte eine Weile, bis er den Schnee aus seinem Gesicht und Bart gewischt hatte! Die Kopfschmerzen waren noch schlimmer geworden. Hagrids Nase hörte gar nicht mehr auf zu laufen. Die Hitzewallungen und Kälteschauer verrieten dem Wildhüter, dass er Fieber hatte. Seufzend machte sich der Halbriese auf den Weg zum Schloss. Unterwegs kamen ihm einige Schüler entgegen, die anscheinend zum Kräuterkundeunterricht eilten. Mehrere Schüler blieben jedoch stehen und sahen Hagrid verwundert hinterher. Es waren die Schüler seiner ersten Unterrichtsstunde dieses Tages. Ein mutiger Zweitklässler zupfte den Professor für Pflege Magischer Geschöpfe sogar am Umhang, um ihn auf sich aufmerksam zu machen. Doch der bemerkte das Gezerre an seiner Kleidung gar nicht. Da der Zweitklässler nicht losließ, schleifte Hagrid den armen Jungen zum Schloss hoch. Dort erst ließ das Anhängsel endlich los und plumpste auf sein Hinterteil.

Der nächste, der Hagrids Weg zur Krankenstation kreuzte, war Professor Dumbledore. Ein "Fröhliches Halloween" erklang, von Hagrid hingegen folgte ein Knurren. Verwundert starrte der Schulleiter Hagrid hinterher. War sein neuster Professor von einem Werwolf gebissen worden? Nein, das war ja Blödsinn. Es war weder Vollmond, noch gab es einen Werwolf in der Nähe, der Hagrid hätte beißen können. Dumbledore beschloss, der Sache auf den Grund zu gehen. Deshalb eilte er hinter Hagrid her, umrundete ihn und baute sich vor seinem treuen Anhänger auf. Dumbledore schien größer geworden zu sein als noch vor einigen Minuten. Was auch immer der Schulleiter getan hatte, es funktionierte. Hagrid nahm Professor Dumbledore zur Kenntnis und stoppte gerade noch rechtzeitig vor einem Zusammenstoß. Sein Gesichtsausdruck war mehr als grimmig. Professor Dumbledore betrachtete Hagrid und stelle schließlich fest: "Hagrid, Sie sind krank und gehören ins Bett."
"Zu viel zu tun", giftete Hagrid zurück. Mitleidig schüttelte Professor Dumbledore den Kopf. "Es ist der Erkältungstrank, der Ihnen soviel Kopfschmerzen bereitet, nicht wahr?" Hagrid nickte. Sein Blick schweifte gequält den Gang herunter. Noch wenige Schritte und er hätte die Höhle des Löwen erreicht.
Dumbledore drehte Hagrid scheinbar mühelos einmal um die eigene Achse und schubste ihn den Korridor zurück. "Gehen Sie am besten zu Professor Sprout und lassen Sie sich ihre Spezialteemischung geben. Diese wird Sie schnell wieder auf die Beine bringen!"

So trottete Hagrid den Weg wieder zurück, den er gerade erst gekommen war.
Professor Sprout war sehr erstaunt, als Hagrid unangemeldet ihren Unterricht störte. Doch schnell war ihr klar, was Hagrid benötigte. Sie erklärte dem Halbriesen auch noch bereitwillig die Zubereitung des Tees.
"Du bringst Wasser zum Kochen. Dann füllst du drei Teelöffel dieser Mischung in deine Tasse und gießt sie mit dem heißen Wasser auf. Das Ganze lässt du sechs Minuten ziehen, seihst die Kräuter und Blüten ab und fügst noch drei Teelöffel aus dieser Flasche hinzu." Die Professorin drückte Hagrid den Tee und eine große, braune Flasche in die Hände. "Woraus besteht die Teemischung?", wollte Hagrid wissen. Vielleicht half diese Mischung nicht nur ihm, sondern auch einigen seiner Schutzbefohlenen. "In der Hauptsache enthält die Mischung Kamillenblüten", erwiderte Professor Sprout reserviert. Sie gab nicht gerne ihre Geheimnisse preis. Hagrid bemerkte das Zögern nicht. Sein Fieber war weiter gestiegen und er freute sich eigentlich nur noch auf die Tasse Tee und ein wenig Ruhe. Deshalb verstaute er schnell Flasche und Teemischung in zwei seiner zahlreichen Manteltaschen. Dann verabschiedete Hagrid sich und kehrte in seine Hütte zurück. Dort grübelte der Wildhüter über die Teezubereitung nach. Gerade erst zehn Minuten war es her, dass Professor Sprout es ihm erklärt hatte. Und schon hatte er es vergessen. Hagrid wollte sie nicht schon wieder stören. Also versuchte er sich zu erinnern. Wasser sollte kochen. Also setzte Hagrid Wasser auf. Er stellte seine Tasse auf den Tisch und löffelte fünf gehäufte Esslöffel der Teemischung hinzu. Hagrid hatte die exakte Dosierung vergessen und arbeitete deshalb eher nach Gefühl. Moment, die Flasche hatte Hagrid fast vergessen! Davon sollte ja auch noch etwas in die Tasse. Hagrid maß den Inhalt der Flasche mit den Augen und goss großzügig den Inhalt der Flasche auf die Blüten. Seine Tasse wurde voll. Die Flasche war hingegen nur noch halbvoll. Das kochende Wasser hatte Hagrid vergessen. Also trank der Halbriese die Mischung aus seiner Tasse so. Ein wärmendes Gefühl rann seine Kehle hinunter und erreichte seinen Magen. Die Blüten störten etwas beim Schlucken, aber sie verbesserten den Geschmack der Flüssigkeit erheblich. Hagrid gefiel die Wärme so gut, dass er den Rest der Flasche auch noch trank. Danach war der Halbriese nur noch müde. Deshalb begab er sich zu Bett und schlief den Schlaf des Erschöpften.

Die Welt drehte sich weiter, auch wenn Hagrid nichts davon mitbekam. Dafür passierte aber in der Zwischenzeit sehr viel.
Eine Schülerschar fand sich für den Unterricht vor Hagrids Hütte ein. Sie hatte noch nichts vom Ausfall der Stunden bei Hagrid gehört. Zufälligerweise befanden sich Hermine, Ron und Harry in der Gruppe. Die drei betraten nach mehrmaligem ergebnislosem Klopfen Hagrids Hütte. Fang hatte sich traurig auf dem Teppich zusammengerollt und begrüßte noch nicht einmal Harry.
Das Dreiergespann stellte fest, dass Hagrid schlief. Hermine stellte das Gas unter dem pfeifenden Wasserkessel aus. Ron hob die braune Flasche vom Boden auf und schnupperte daran. Fachmännisch stellte er fest: "Das ist hochprozentiger Alkohol. Wenn Hagrid das alles getrunken hat, haben wir nun zwei Freistunden." Seine Augen blitzen vergnügt. Harry schnupperte an Hagrid. "Ja, er hat davon getrunken.", stellte er fest. Hermine schüttelte ungläubig den Kopf. "Wir müssen Professor Dumbledore Bescheid sagen." Missbilligend schnalzte sie mit der Zunge.
"Er muss den anderen Schülern eine Erklärung geben, dass Hagrid nicht unterrichten kann."
Die drei Freunde kehrten also mit den anderen Klassenkameraden zum Schloss zurück. Ron, Hermine und Harry berichteten Professor Dumbledore ausführlich von dem schlafenden Hagrid.
Nachdem Professor Dumbledore auch bei Professor Sprout diesbezügliche Erkundigungen eingeholt hatte, stahl sich ein Lächeln über Dumbledores Gesicht. Er versprach, die passenden Sätze beim Mittagsessen zu sagen.

Hermine, Ron und Harry hörten ungläubig Dumbledores Kommentar zum Unterrichtsausfall im Schulfach "Pflege Magischer Geschöpfe".
"Professor Hagrid plagte heute morgen eine Erkältung. Auf mein Anraten kochte er sich eine Tasse Kamillentee zusammengestellt von Professor Sprout. Leider kam es dabei zu einem tragischen Unfall. Professor Hagrid geht es aber den Umständen entsprechend gut. Für den Rest des Tages fällt sein Unterricht aus. Morgen allerdings wird Hagrid wieder geheilt sein und seinen Dienst wieder aufnehmen."
Hermine verschluckte sich an ihrem Kürbissaft, Harry verkniff sich ein Lächeln und half Hermine, wieder richtig Luft holen zu können. Und Ron strahlte vergnügt und beschloss laut, Hagrid bei der Notenvergabe an diesen Tag zu erinnern. Dafür erhoffte er sich einen Bonuspunkt für seine Zensur.

Zu Hagrids Leidwesen musste er am folgenden Morgen doch noch Madame Pomfreys Erkältungstrank zu trinken. Seine Genesung stellte sich sofort ein, doch sein Gehör blieb bis zum Abend eingeschränkt. Professor Dumbledore verriet Hagrid nicht. So blieben dem Halbriesen zumindest die Kommentare von Professor Sprout und Madame Pomfrey erspart.

by Hexenkessel

[top]