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Professor Remus Lupin

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Streit im Hogwarts-Express

Es war kalt. Kalt und regnerisch. Selbst für London war das Wetter zu ungemütlich für diese Jahreszeit. Zachary Randle zog den Mantel fester zu und beobachtete das emsige Treiben am Gleis 9 3/4: Eltern verabschiedeten ihre Kinder, ältere Schüler begrüssten sich erfreut und dann gab es noch jene, die - wie Zachary - alleine hier standen und zum ersten Mal den Hogwartsexpress sahen. Er fühlte sich etwas verloren inmitten der Menschenmassen. Seine Eltern hatten ihn nicht begleiten können, denn sein Vater, ein Muggel, war ein Farmer und bestellte die Felder, seine Mutter, eine Hexe, war zur Weiterbildung in Botswana. Er schaute auf die Uhr - noch zehn Minuten bis zur Abfahrt. Er war etwas nervös und wollte eigentlich gar nicht hier sein. Warum musste seine Mutter auch eine Hexe sein? Diese Frage hatte er sich schon sein ganzes Leben lang gestellt. Es war echt nicht einfach in einer Muggel - Zaubererfamilie zu leben. Man war nicht Fisch und nicht Vogel. Er rieb sich die Hände und schaute weiter nach rechts. Ein Junge, der auf einer Bank neben ihm sass, erregte seine Aufmerksamkeit. Wie Zachary war er alleine mit seinem Koffer und auch er war nicht sehr adrett gekleidet - im Gegenteil. Zachary war erleichtert darüber, dass er scheinbar nicht der einzige war, der aus ärmeren Verhältnissen stammte.
Zwei Minuten vor Elf Uhr. Zachary nahm seinen Koffer, stieg in den Zug und suchte sich ein leeres Abteil. Er hatte grade seine Sachen verstaut und es sich am Fensterplatz halbwegs gemütlich gemacht, als die Tür aufging und ausgerechnet der Junge, den er beobachtete hatte, schüchtern mit seinem schon reichlich ramponierten Koffer eintrat. Er war blass und hatte dunkle Augenringe, er sah wirklich müde und krank aus. "Is' hier noch frei?" nuschelte er schüchtern.
"Ja, klar." sagte Zach. Das war dann auch schon alles an Konversation für die nächsten 20 Minuten. Der Junge verstaute ebenfalls seine Sachen und nahm auf dem Sitz nahe dem Gang Platz.
Zachary schaute aus dem Fenster. Er hatte kein weiteres Interesse mehr an dem Jungen, denn seine Gedanken kreisten schon wieder um ein ganz anderes Thema. Er wollte nicht hier sein sondern nach Hause und seinem Vater auf den Feldern helfen. Er wollte mit seinen Freunden in seinem Baumhaus übernachten und vor allem wollte er zu seiner Quarter-Horse-Stute "Pretty Girl".
Auch der Junge schien sich nicht wirklich in wohl zu fühlen seiner Haut. Er rutschte unruhig auf seinem Platz hin und her. Er hielt eine Zeitung verkrampft in der Hand und warf ab und zu einen unruhigen Blick auf Zach.
Dies wiederum machte Zachary nervös. So wühlte er in seinem Rucksack und holte eine kleine Box hervor. Darin befand sich seiner Meinung nach das Beste, was es auf der Welt gab: Chocolate-Chips-Cookies von seiner Muggeltante. Er nahm den Deckel ab und fischte sich einen raus. Dann sah er herüber zu dem merkwürdigen Jungen.
"Magst auch einen?"
"I-Ich?", fragte dieser erschrocken. Zach hob eine Augenbrauen.
"Ja, wer sonst?"
"G-Gerne, danke." erwiderte der Junge und streckte vorsichtig seine Hand aus, um einen Cookie zu greifen. Allerdings liess er dabei Zachary nicht aus den Augen. Als er dann endlich einen der Kekse in der Hand hatte, zog er diese auch schnell wieder zurück und drückte sich in seine Ecke. Zachary runzelte die Stirn. So etwas hatte er noch nicht erlebt. Und er hatte immer gedacht, er wäre schüchtern! "Ich bin übrigens Zachary Randle - oder einfach nur Zach."
Der Junge sah erstaunt auf.
"Oh, ich bin Remus Lupin."
Für einen kurzen Moment sahen sich die beiden Jungen in die Augen und für diesen Augenblick gab es Art Verbindung zwischen ihnen - Vertrauen. Sie wussten, dass sie trotz ihrer wenigen Worte nun Reisegefährten waren.
Remus Lupin wandte sich wieder seinem Cookie zu und begann, die Zeitung zu lesen, die er mitgebracht hatte. Zach hingegen nickte durch das gleichmässige Rattern des Zuges ein.
Wahrscheinlich wäre das auch alles für die restliche Fahrt gewesen, wenn nicht plötzlich mit viel Krach die Abteiltür aufgerissen worden wäre. Remus fiel vor Schreck die Zeitung aus der Hand und Zach schreckte aus seinem Schlaf hoch. Während letzterer noch vor Müdigkeit Mühe hatte, seine Augen zu öffnen, starrte Remus den Unbekannten mit aufgerissenen Augen und halboffenem Mund an. Im Türrahmen stand ein grösserer, hagerer Junge, der im Gegensatz zu den beiden Jungs elegant in schwarz gekleidet war. Das Bild wurde allerdings durch seine strähnigen, fettigen, schwarzen Haare und stechenden schwarzen Augen gestört. Er musterte die beiden abfällig. Zach versuchte vergeblich, Blickkontakt mit Remus herzustellen, aber dieser konnte seine Augen nicht von dem Unbekannten lassen.
"Ihr seid auch Erstklässler, richtig?" Die Stimme des fremden Jungen klang kalt.
Remus nickte und Zach gab ein kleines "Ja." von sich.
"Mein Name ist Snape, Severus Snape. Vollblutzauberer. Habt ihr eure Zauberstäbe bereit?"
Verwirrt schauten Zachary und Remus an.
Vollblutzauberer? Zauberstäbe?
"Was ist? Seid ihr auf den Mund gefallen?" Arrogant blickte er auf Zach herab. Seine Augen suchten das Namensschild an dem Koffer.
"Randle? Ja, deine Mutter soll ja nicht schlecht gewesen sein. Hat 'nen Muggel geheiratet, nicht wahr?" Dabei betonte er das Wort Muggel auf die Art und Weise als ob ihm schlecht werden würde, wenn er das nochmal sagen müsste. "Lust auf ein Duell? Oder hast du zuviel Muggelblut in dir als dass du auch nur weisst, wie der Zauberstab zu halten ist?" Er lachte laut.
Zach hingegen schaute ihm ruhig in die Augen. Er hatte keine Lust auf sowas. Er mochte keinen Streit und ging Konflikten lieber aus dem Weg.
"Hau einfach ab.
Verschwinde."
, erwiderte Zachary leise.
"Oh, da ist wohl jemand besonders mutig. Na los, zeig mir das Erbe deiner Mutter!"
Zach starrte aus dem Fenster. Warum musste ihm immer sowas passieren? Wäre es jetzt nach Zach gegangen, hätte er einfach weiter aus dem Fenster geschaut und versucht, diesen arroganten Snape zu ignorieren. Aber leider - wie so oft - ging es nicht nach Zachary. Aber auch nicht nach Snape. Keiner von den Beiden hatte damit gerechnet, dass es dieser blasse, krank aussehende Junge in der Ecke war, der die Situation übernahm.
Professor Lupin "Hey, lass ihn einfach in Ruhe, ja? Ich mein, w-wir wollen doch einfach nur nach Hogwarts.", Remus, selbst etwas überrascht über seinen Wagemut, sprach leise, aber mit fester Stimme. "Geh, bitte." Severus, der Lupin bisher keine Beachtung geschenkt hatte und mit dem Rücken zu ihm stand, drehte sich langsam um. Er sah mit seinen kalten Augen auf den nun etwas verunsicherten Remus herab und schien zu überlegen, ob er nun lachen oder verärgert sein sollte.
"So, du willst also, dass ich verschwinde." Es klang wie eine Feststellung.
Remus nickte und hielt seinen Zauberstab fest in der rechten Hand. Zach, der wie gebannt auf Snape und Lupin starrte, war über diese Entdeckung überrascht, denn er hatte gar nicht mitbekommen, dass Remus diesen gezogen hatte.
"Lass ihn in Ruhe.", wiederholte Lupin. Diesmal mit lauter, gefasster Stimme. "Lass uns in Ruhe. Es stört doch heute nun wirklich niemanden mehr, ob man nun ein Vollblut- oder Halbblut ist. Der Charakter und die Leistung sind viel entscheidender." Er schaute rüber zu Zach, der daraufhin stumm nickte, weil er nicht wusste, was er sonst tun sollte. Er war verdutzt, niemals hätte er das alles von Remus erwartet. Snape war immerhin auch einen ganzen Kopf grösser. Und er hatte ebenfalls seinen Zauberstab in der Hand.
"Oh, wie nett. Hast du aber fein dein Sprüchlein aufgesagt. Na dann lass uns doch mal deine 'Leistung' testen.", zischte Snape boshaft und begann auch schon, den Zauberstab zu schwingen. Doch Lupin war - wieder sehr überraschend für Zachary - schneller. "Expelliarmus", brüllte er und - schwupp - lag Snape neben seinem Zauberstab auf dem Boden. Hasserfüllt sah er Remus an: "Das wird noch ein Nachspiel haben!" Diese Drohung stand noch im Raum als Snape längst das Abteil verlassen hatte.
Die beiden Reisegefährten sassen stumm auf ihren Plätzen. Zach hatte noch immer nicht die ganze Situation erfassen können und Lupin sah - falls das überhaupt noch ging - müder aus als zuvor. Er hob seine Zeitung auf und war von diesem Moment an wieder der schüchterne Junge von vorhin.
"Danke.", sagte Zach, "Wow, das war echt cool von dir."
Remus schaute mit errötetem Gesicht auf.
"Oh, das war doch fast nichts. Ich mein, weisst du, das war auch schon der einzige Zauber, den ich kann", verriet er und ein kleines Lächeln stahl sich auf sein Gesicht. "Meine Mom hielt diesen Zauber für wichtig und sie hatte recht! Solche Leute wie Snape kann ich echt nicht ausstehen. Wie kann man nur immer gegen alles, was anders ist, Vorurteile haben?"
Die letzten Worte schien er mehr zu sich selbst gesprochen haben, denn seine Augen waren zwar noch auf Zach gerichtet, sahen aber durch ihn hindurch. Das Tuten der Lok holte ihn in die Gegenwart zurück. Er blickte auf Zach, der in seinem Rucksack kramte. Zach fand bald, was er gesucht hatte. Er öffnete den Deckel der Box und hielt sie zu Remus.
"Willste noch nen Cookie?"

by an innocent Sly

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