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Betreff: Stellenausschreibung in Hogwarts
Sehr geehrter Prof. Dumbledore,
von fern und nah berichten die Menschen von der berühmten Schule Hogwarts. In einschlägiger Literatur findet der aufmerksame Leser immer wieder Hinweise auf die besonderen Leistungen Ihrer Schüler und des Lehrkörpers. Erst letzte Woche habe ich einen interessanten Zeitungsartikel über Prof. Vectors neuste Erkenntnisse gelesen. Durch Zufall ist mir im abgelegenen Albanien zu Ohren gekommen, dass das Unterrichtsfach "Verteidigung gegen die dunklen Künste" nicht mehr besetzt ist. Diese Stelle würde ich nun gerne an Ihrer Schule antreten. Ich weiß, dass ich den Anforderungen des Faches gerecht werde.
Ich bin zwar in England geboren, aber in Norwegen aufgewachsen und lange Zeit dort auch zur Schule gegangen! Der Umzug nach Norwegen war bedingt durch den Beruf meines Vaters; er war ein Geheimnisverwahrer im Dienst des britischen Zauberereiministeriums. Durch das Leben in Norwegen und einen späteren längeren Aufenthalt in Transsilvanien habe ich schon von frühester Kindheit an Einiges über die dunklen Künste gelernt. Die Praxis ist der beste Lehrmeister, den junge Hexen und Zauberer bekommen können.
Wie Sie wissen, ist Norwegen das Eldorado für Trollforscher. Aber auch andere Fähigkeiten kann man in Norwegen und Transsilvanien erlernen oder vervollkommnen.
In vielen europäischen Ländern verläuft die Ausbildung jedoch anders als in Hogwarts. Aus diesem Grund konnte ich auch erst vor 5 Jahren meinen Abschluss mit unterschiedlichen Schwerpunkten erlangen. Weitere Informationen zu meiner Person erfahren Sie aus dem beiliegenden Lebenslauf.
Ich hoffe sehr, dass ich von Ihnen in absehbarer Zeit Nachricht bekomme. Bitte senden Sie mir Ihre Eule an folgende Adresse in den nächsten 4 Wochen:
Hornisgrinde, Wälder Albaniens
Mit freundlichen Grüßen
Ihr Quirinus Quirrell
Zufrieden summend schrieb Quirrell seinen Lebenslauf, rollte die Pergamente zusammen und drückte dann sein Siegel in das heiße Wachs. Der junge Mann saß vergnügt in einem gemütlichen, etwas abgelegenen Gasthaus, das sich irgendwo in Albanien befand. Quirinus bemerkte die Blicke des Wirtes und der wenigen Gäste nicht. Diese dagegen fanden den jungen Mann, selbst an ihrer Großzügigkeit gemessen, etwas sonderbar. Dieser Mann trug nicht nur überwiegend rosa und lila Kleidungsstücke. Nein, diese Kleidungsstücke waren auch noch recht weit und großzügig geschnitten und fielen sehr locker an der schlanken Gestalt des Sonderlings herunter. Zudem trug er einen altmodischen rosafarbenen Umhang. Der Mann hatte zu allem Überfluss auch noch ein Tintenfass, einen altmodischen Griffel und mehrere Blätter Pergament aus seiner Tasche geholt. Normal war nur die modisch kurz geschnittene Frisur. Na, wenigstens etwas!
Quirrell trank noch schnell sein Glas leer. Heute hatte er zum ersten Mal in seinem Leben Bier getrunken und fand es einfach wunderbar. Dieses Getränk wollte Quirinus sich unbedingt später noch einmal bestellen. Dann packte der junge Mann seine Schreibutensilien in die große lederne Umhängetasche zurück. Er trat an die Theke; der Wirt präsentierte dem Gast die Rechnung. Ohne Probleme bezahlte der Sonderling und verließ mit weit ausgreifenden Schritten das Gasthaus. Als der Wirt mit Blicken dem jungen Mann folgte, fiel sein Blick auf ein buntes Plakat neben der Tür. Auf diesem Poster machte ein mittelalterliches Turnier im Nachbarort Werbung und versprach viel Spaß. Ach so, dann war ja alles in Ordnung, dachte der Wirt und kehrte zu seinem Alltag zurück.
Jetzt, da er die nächsten Stationen seines Lebens geplant und in Angriff genommen hatte, fühlte Quirrell sich richtig glücklich und beschwingt. Er hasste Unvorhergesehenes oder gar Komplikationen. Mit dieser Bewerbung waren die nächsten seiner Schritte klar definiert. Der junge Mann musste jetzt nur noch einen Vogel finden, der seinen Brief nach Hogwarts bringen konnte. Quirinus wusste sich zu helfen. Auf seiner Albanienkarte waren viele Punkte eingezeichnet. Hier lebten Zauberer und Hexen, die man als Fremdreisender kontaktieren konnte. Quirrell ging vom Gasthaus in den nahe gelegenen Wald hinein. Er blickte sich um, bis er sicher war, dass kein Muggel ihn mehr sehen konnte. Dann disapparierte er. Sekunden später tauchte Quirrell an einem der eingezeichneten Punkte wieder auf. Der junge Mann stand nun vor einem typischen deutschen Fachwerkhaus aus dem 15. Jahrhundert. Quirinus klopfte an die hölzerne Haustür. Ein altes Schild verriet den Namen des Besitzers: Kantholz.
Nach überraschend kurzer Zeit öffnete ein verhutzelter und buckliger Mann die Tür. Quirrell stellte sich zuerst auf Englisch vor. Als jedoch keine Reaktion zu sehen war, versuchte es der junge Mann mit Latein. Jetzt hatte er Erfolg. Der alte Zauberer strahlte ihn an, öffnete die Tür und winkte Quirrell ins Haus.
Quirinus wurde in eine sogar für Zaubererbegriffe uralte Stube geführt. Er musste sich in einen der hohen Lehnstühle setzen und wurde mit Tee und Plätzchen bewirtet. Überrascht stellte Quirrell fest, dass die Plätzchen und der Tee von exzellenter Qualität waren. Zuerst musste der junge Mann Herrn Kantholz Fragen zu allen möglichen Gebieten der Magierwelt beantworten. Endlich, nach über einer Stunde konnte Quirinus seine Bitte nach einer Eule vortragen. Insgeheim machte Quirell sich sowieso schon Gedanken darüber, ob der alte Magier überhaupt eine Eule besaß oder ob er doch lieber seine Karte angesichts der Aktualität überarbeiten sollte. Doch wieder wurde der junge Mann positiv überrascht: Kantholz pfiff ein lustiges Lied und durch das geöffnete Fenster schwebte ein junger kräftig gebauter Waldkauz. Das Tier landete auf einer Stange und streckte artig sein rechtes Bein vor. Quirinus konnte seinen Brief festknoten. Dann teilte er dem Vogel die Adresse von Hogwarts mit. Die Augen des Alten leuchteten auf: "Dumbledore!" Quirrell nickte bejahend. Der Waldkauz klackerte noch einmal mit dem Schnabel und flog davon.
Quirrell bedankte sich wortreich bei Kantholz und klopfte sich in Gedanken auf die Schulter, dass er die lateinische Sprache in der Schule so gut gelernt hatte. Kantholz trug Quirinus noch herzliche Grüße für Dumbledore auf. Quirrell durfte jedoch erst gehen, als er versprochen hatte, dem alten Mann auch später noch Informationen aus London bzw. Hogwarts zu schicken.
Schon gegen Ende der zweiten Woche kam der Waldkauz von Kantholz an die von Quirrell angegebene Adresse. Er brachte einen herzlichen Brief von Prof. Dumbledore mit. Quirinus wurde nach Hogwarts eingeladen, damit er seinen neuen Arbeitsplatz antreten konnte.
Der zweite Teil des Briefes war allerdings eine Überraschung für Quirrell. Er sollte sich nämlich eingehend mit einer ganz speziellen Aufgabe beschäftigen: Quirrell sollte sich bis spätestens zum neuen Schulanfang einen Schutz für ein streng geheimes Projekt ausdenken. Dieses Projekt wurde Quirinus aber nicht verraten. Er sollte laut den Anweisungen nur diesen einen Schutz ausarbeiten, der am Besten etwas mit seinem Unterrichtsschwerpunkt zu tun hatte.
Quirrell machte sich sogleich an diese neue Aufgabe. Zum Glück hatte er noch genügend Zeit, bevor das neue Schuljahr anfing. Quirinus machte Pläne, verwarf sie. Er grübelte und grübelte, bis er meinte, die richtige Lösung für die Aufgabe zu haben. Es war gar nicht so leicht, eine Lösung für etwas zu finden, wenn man nicht alle Informationen hatte. Allerdings traute sich der neue Lehrer nicht, seinen Plan mit einer weiteren Eule nach Hogwarts zu schicken. So verstaute er seine Unterlagen in einem kleinen Kästchen und verschloss dieses mit einem magischen Schloss. Zudem belegte der junge Mann das Kästchen mit sämtlichen Flüchen, die ihm gerade in den Sinn kamen.
Über seine Überlegungen war doch einige Zeit vergangen. Es war fast an der Zeit, die Sachen zu packen und nach Hogwarts zu reisen. An einem seiner letzten Tage wollte Quirrell noch einen Spaziergang machen. Er war rundherum zufrieden. Der junge Mann hatte alle gestellten Aufgaben erledigt, die Sonne schien warm vom Himmel herunter und seine Zukunft war geplant. Quirrell genoss den warmen Sonnenschein und bewunderte die Farbenpracht der Natur. Auf seiner Wanderung gelangte Quirinus immer tiefer in den Wald. Ab und zu blieb er stehen, roch an einer Blume und hörte dem Gezwitscher der Vögel zu. In Gedanken versunken ging Quirinus den Waldweg immer weiter entlang.
Er bemerkte nicht, dass nach einiger Zeit immer weniger Tierstimmen zu hören waren. Und auch der leichte Wind schien urplötzlich eingeschlafen zu sein.
Jetzt schreckte Quirrell aus seinen Gedanken auf. Die Sonne schien untergegangen zu sein und eine noch nie gekannte Kälte packte den jungen Mann. Er fröstelte und zog den Umhang enger um seinen Körper. Quirrell zog seinen Zauberstab. So eine Situation hatte er noch nicht erlebt und er wollte gewappnet sein: "Lumos!" Doch diese Lichtquelle brachte Quirinus nicht viel. Ein anderer Zauberspruch, der ihm eventuell helfen könnte, fiel Quirinus in dieser Situation nicht ein. Der junge Mann wollte nämlich nicht einfach so zaubern, ohne einen Anhaltspunkt für die Gefahr zu haben. Quirrell wollte deshalb umdrehen, den Weg zurücklaufen. Seine Beine bewegten sich jedoch nicht. Was war los? Quirrells Gedanken schlugen Purzelbäume. Was passierte hier?
Ein geistähnliches Wesen kam auf Quirinus zu. War das ein Gesicht? Es war so furchtbar verzerrt! Quirrell fühlte sich so müde, so kraftlos...
Das Ding begann zu sprechen. Es hatte eine hohe, kalte Stimme. Es stellte Fragen. Quirrell musste antworten. Nein, aufhören! Ich will nicht! Was bist du? Was passiert mit mir? Ich will hier weg, dachte der junge Mann. Schließlich verriet die Stimme ihren Namen. Sie flüsterte: "Ich bin Lord Voldemort. Der einst mächtigste Zauberer der Welt. Und ich werde es auch eines Tages wieder sein! Du wirst mir dabei helfen. Du wirst mich nicht mehr los. Versuche es erst gar nicht! Ich habe Großes mit dir vor!"
Quirrell wachte nicht mehr aus diesem Alptraum auf. Die Stimme lachte und lachte. Das Lachen hallte in Quirinus Kopf nach. Die Kreatur umwaberte den jungen Mann und schlängelte sich schließlich als Nebelstreifen in die Umhängetasche seines Opfers.
Dann konnte Quirrell wieder atmen. Er stolperte den Weg zurück, den er gekommen war. Er floh vor diesem Etwas, das er nicht verstand und das ihn nicht mehr losließ. Quirinus floh und nahm das Grauen doch mit sich!
Ab diesem Zeitpunkt überfiel Quirinus jeden Tag dieser sonderbare benebelte Zustand. Er wachte nachts schweißgebadet auf und wusste, dass er im Schlaf geschrieen hatte...
An einem besonders schlimmen Tag für Quirrell drang die Kreatur in seinen Körper ein. Und der junge Mann konnte sich nicht wehren!
Wo waren seine Gedanken? Was war da jetzt in seinem Gehirn? Ein Störenfried, ein Parasit! Ja, was war es eigentlich? Quirrell wusste darauf keine für ihn befriedigende Antwort. Der Name Lord Voldemort sagte ihm natürlich etwas. Doch Quirrell hätte nie gedacht, dass es so etwas Schlimmes, so etwas Furchtbares gab.
Nein, er war doch gar nicht sauer! Warum verkrampften sich seine Hände so im Zorn? Was hatte er plötzlich für sonderbare Gedanken?
Es war Sommer, dem jungen Mann war trotzdem ständig kalt. Warum wusste Quirrell plötzlich so viel über Dinge, mit denen er sich gar nicht befasst hatte? Wo kam sein ungeheurer Hunger her?
Sein ganzes Leben war plötzlich so düster geworden!
Quirrell war von einer nie gekannten Unruhe gepackt. Er wartete gespannt auf den Tag, an dem er den Schwarzwald verlassen konnte. Der junge Mann wusste, dass er Großes in England vollbringen würde. Was war das noch gleich? Genau, er musste einen Stein finden. Das war das wichtigste Ziel seines Lebens! Wie und warum, diese Fragen vermochte er allerdings nicht zu beantworten.
Schon lange hatte Quirinus seine Sachen gepackt - er war aufbruchsbereit!
Seit einigen Tagen besaß Quirrell eine Ausbuchtung an seinem Hinterkopf. Er brauchte etwas, womit er diese Beule bedecken konnte. Was sollte er nur benutzen? Wieder ertönt diese Stimme! Aufhören! Bitte aufhören! Er tat doch sowieso alles, was diese Stimme befahl. Warum war sie nie zufrieden? Wenn sie doch nur endlich schweigen würde!
Die Beule, genau, er hatte an die Beule gedacht. Quirrell war in Gedanken gewesen, wie er die Ausbuchtung verstecken konnte. Einen Turban! Er brauchte einen Turban.
Dann endlich war es soweit. Der Tag der Abreise war gekommen. Quirrell machte sich auf die Reise nach Schottland. Mit ihm jedoch kam etwas, wovon die magische Menschheit nur im Flüsterton sprach und worauf sie nicht sehr gut vorbereitet war.
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