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Professor Severus Snape

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Umkehr?

Professor Snape Mit einem Glas Feuerwhisky in der Hand stand er an der Bar. Lange, schlanke Finger führten das Glas immer wieder an den Mund, aber der Mann wirkte, als ob er kaum mitbekam, was er zu sich nahm. Tief in seine Gedanken versunken trank er, die Welt um sich herum scheinbar nicht wahrnehmend. Im Augenwinkel bemerkte er plötzlich eine Bewegung. Ein alter Zauberer betrat die Gaststätte, blickte kaum um sich und steuerte nach einem Nicken in Richtung des Wirts zielgerichtet auf die Treppe zu, die zu den Zimmern führte.
Sinnierend trank der Mann an der Bar sein Glas leer. "Was sucht ER in dieser Gaststätte?", dachte er und sowohl die Neugier, als auch das Wissen, dass eine Information über den Zweck des Aufenthalts des alten Zauberers in diesen Räumlichkeiten ihm vielleicht nützlich sein könnten, veranlassten den jungen Mann ihm unauffällig zu folgen.
Leise schlich er die Treppe hinauf, immer darauf bedacht, dass kein Knarren der Treppenstufen ihn verrate, bis er schließlich an eine Tür kam, durch die er Stimmen vernahm. Der alte Mann war zu Gast in einem Zimmer, das derzeitig eine jüngere Hexe bewohnte. Interessiert blieb der junge Mann vor dieser Tür stehen. Es ging um Hogwarts, natürlich, es ging immer um Hogwarts wenn dieser alte Zausel in das Dorf hinab kam. Anscheinend suchten sie auf der Schule neue Lehrer und er belauschte in diesem Moment ein Vorstellungsgespräch. Die Hexe, die das Zimmer bewohnte, hatte sich für das Fach "Wahrsagen" beworben. Zynisch grinste der junge Mann vor der Tür. Wahrsagen war nun wirklich kein Gebiet, dass ein Zauberer, der etwas auf sich hielt, praktizierte. Der Lauscher vor der Tür fragte sich verwundert, wie ein hochangesehener und, wie er zugeben musste, äußerst fähiger - wenn nicht der fähigste überhaupt - Zauberer dazu kam, dieses Fach an seiner Schule unterrichten lassen zu wollen. Er hörte weiterhin den Stimmen zu und wollte schon wieder die Stiege hinuntersteigen, denn so, wie er es vernahm, war der alte Mann ebenfalls nicht sonderlich von der "Kunst des Wahrsagens" angetan, als sich plötzlich die Atmosphäre in dem Raum veränderte. So stark veränderte, dass es sogar bis auf dem Flur zu spüren war. Wie gelähmt stand der junge Mann weiterhin auf dem Platz vor der Tür und brachte es nicht fertig auch nur einen Schritt zu gehen. Und dann hörte er diese Stimme! Die Stimme, die ebenfalls aus dem Zimmer erklang, vor dem er stand. Es war weder die freundliche, klare des alten Zauberers, noch die ätherische, mystische, der jungen Hexe, sondern sie klang heiser, rau und rüde:
"Der Eine mit der Macht, den Dunklen Lord zu besiegen, naht heran ... jenen geboren, die ihm drei Mal die Stirn geboten haben, geboren, wenn der siebte Monat stirbt ..."
Weiter konnte der Lauscher nicht hören, denn es wurde laut um ihn herum. Er hörte nur noch ein Poltern auf der Treppe und schon erschien auch der Wirt des Gasthauses, der ihn ziemlich rüde anfuhr: "Was hast Du hier oben verloren, Du elender..." Und mit diesen Worten gab er dem jungen Mann einen heftigen Stoß, so dass er gegen die Tür fiel und diese sich öffnete. Der alte Zauberer im Zimmer schaute erstaunt auf: "Severus! Wie nett Dich mal wieder zu sehen!" Der junge Mann fasste sich erstaunlich schnell: "Professor Dumbledore! Verzeihen Sie, Sir, ich bin wohl die falsche Treppe hinaufgestiegen."
"Darf ich dir Sibyll Trelawney vorstellen?" antwortete Dumbledore und wies auf die zweite Person, die sich in dem Raum befand. "Nichts da", knurrte der Wirt, griff den jungen Mann am Arm und schleifte ihn hinter sich her. "Du wirst augenblicklich diese Räumlichkeiten verlassen, Severus Snape, und Dich in der nächsten Zeit nicht hier blicken lassen, ist das klar?!" Und mit diesen Worten zog der Wirt ihn zur Ausgangstür, schob ihn hindurch und schloss die Tür hinter dem jungen Mann.
Severus Snape stand auf der Straße vor dem "Eberkopf" und atmete tief durch. Was er nun zu tun hatte war klar. Er ging einige Schritte die Straße hinunter, schaute sich nochmals um und disapparierte.
Als er sich wieder materialisierte stand er in der Nähe einer alten Villa, die von einem verwilderten Garten umgeben war. Eine bedrohliche Atmosphäre lag in der Luft, die dazu diente unerwünschte Personen von der Villa fernzuhalten, was auch meistens gelang. Sollte sich dennoch jemand dem Gebäude nähern, würde er es mit unliebsamen Überraschungen zu tun bekommen, denn diese Villa war der derzeitige Wohnsitz des mächtigsten schwarzen Magiers, den es in diesem Jahrhundert gegeben hat: Lord Voldemort, dem Herrn und Meister von Severus Snape.
Snape schaute sich wieder vorsichtig um, anscheinend war ihm niemand gefolgt und so machte er sich auf, zu seinem Meister zu kommen. Er passierte den Weg und die große Eingangstür, nachdem er entsprechende Passwörter gemurmelt und Schutzzauber aufgehoben hatte. In der großen Eingangshalle stand er ihm dann gegenüber. "Herr", presste er heraus und senkte demütig seinen Kopf. "Severus", erklang die hohe, kalte Stimme, "was führt dich zu mir?" Snape schaute auf. "Herr, ich bin hier, weil ich eine Information habe. Ich befand mich in Hogsmeade, im Eberkopf, um genau zu sein. Dort trat Albus Dumbledore ein und begab sich in die Räume der Gäste des Eberkopfs um ein Vorstellungsgespräch mit einer Hexe zu führen, die das Fach "Wahrsagen" lehren soll. Ich bemühte mich Informationen darüber zu bekommen, da ich wusste, dass es Eure Lordschaft womöglich interessieren könnte. Also hörte ich dieses Gespräch mit an und während des Gesprächs zwischen Dumbledore und dieser Trelawney hatte diese Seherin eine Vision. Sie sprach eine Prophezeiung. Die Worte waren: "Der Eine mit der Macht, den Dunklen Lord zu besiegen, naht heran ... jenen geboren, die ihm drei Mal die Stirn geboten haben, geboren, wenn der siebte Monat stirbt..." Herr, wenn diese Prophezeiung stimmt, dann seid Ihr in Gefahr." Der dunkle Lord nickte nachdenklich. "Du wirst für deine Treue belohnt werden, Severus. Halte Dich bereit, ich werde dich schon bald rufen." Snape wusste, dass er mit diesen Worten entlassen war und verließ das Haus und das Grundstück, um schnellstens wieder nach Hause zurückzukehren.
Als er sich in der Nähe von Spinner's End wieder materialisierte beschlich Snape ein unangenehmes Gefühl. War es richtig, was er getan hatte? Es war doch seine Pflicht seinen Herrn zu schützen wo es ging. Was wäre Snape denn ohne ihn? Er war der einzige, der ihm Halt gab, der ihn schätzte in dieser harten, kalten Welt. Mit diesem Gedanken eilte Snape in sein Haus, setzte sich mit einem Buch und einem Glas Rotwein (nicht gerade der beste, schließlich war er arbeitslos und konnte sich nur wenig leisten) in sein Wohnzimmer und verdrängte die Geschehnisse des Tages.
Zwei Wochen später verspürte Snape den bekannten, brennenden Schmerz in seinem linken Unterarm. Das war das Zeichen, sein Meister rief ihn zu sich.
Das heutige Treffen war nur kurz, bereits eine Stunde später war Snape schon wieder auf dem Weg nach Hause. Benommen betrat er das Wohnzimmer, dort sank er auf die Couch, legte seinen Kopf zwischen die Hände und rieb seine Nasenwurzel. "Nein", schrie er plötzlich, "was habe ich ausgelöst?" Mit seinen langen Fingern fuhr er sich durchs Haar. Erst einmal wieder klar werden, vielleicht etwas essen und ein Bad nehmen. Doch Snape war nicht in der Lage irgendetwas zu tun. Immer wieder kreiste der Gedanke in seinem Kopf: "Ich bin schuld! Nur ich bin schuld!" Er griff nach der Flasche Feuerwhisky, die er für alle Fälle aufgehoben hatte. Auf ein Glas verzichtete er und nahm einen tiefen Zug. Noch immer waren seine Gedanken klar, und so wurden aus dem einen Zug immer mehr, bis die Flasche zu dreiviertel geleert war und Snape fast besinnungslos auf seiner Couch lag. Als er viele Stunden später aufwachte dröhnte ihm der Kopf. Er überlegte, was geschehen war und dann fiel es ihm wieder ein. Sein Magen zog sich zusammen, was dieses Mal nicht vom Hunger kam. Seine Gedanken drehten sich nur um das eine und er fühlte sich, als wäre er mit dem Cruciatus gefoltert worden. Sämtliche Knochen schmerzten - nein, es waren nicht die Knochen, nicht die Sehnen und nicht die Nerven, die ihm diesen Schmerz zufügten, dieser Schmerz kam aus seinem Innersten, diesen Schmerz verdankte er seiner Schuld. Und er nahm wiederum die Whiskeyflasche und leerte sie in einem Zug. Sein Magen zog sich zusammen und er spürte das Unvermeidliche. Gerade noch schaffte er es ins Bad und übergab sich.. Danach rutschte er an der Wand herunter und begann zu weinen, schluchzte haltlos, weinte und weinte, bis er schließlich keine Tränen mehr hatte. Kraftlos blieb er auf dem Boden liegen und schlief ein. Als Snape aufwachte, fühlte er sich klarer und irgendwie hatte sich eine Idee in seinem Kopf geformt. Doch, es gab eine Möglichkeit diese Schuld wieder gut zu machen. Er musste sofort zu Albus Dumbledore!
Vor den Toren von Hogwarts materialisierte sich Snape, die Türflügel öffneten sich, als ob sie ihn erwartet hätten. Schon bald stand er vor dem Wasserspeier und plötzlich erblickte er Dumbledore. "Severus!", sagte Dumbledore nur und einladend wies er zu den Treppe, die, wie Snape wusste, in das Büro des Direktors führte. In dem kreisrunden Büro nahm Snape Platz, bald hatte er eine Tasse Tee in der Hand und Dumbledore saß ihm abwartend gegenüber. Plötzlich brach alles aus Snape heraus. Die Sache mit der Prophezeiung, dass der dunkle Lord nun von ihr wusste und vor allem, welche Folgen es haben würde. "Die Potters sind in Gefahr, Professor", wimmerte Snape, "und nur Sie, Sir, haben die Macht, das zu verhindern, was ich ausgelöst habe." Wieder und wieder brach der junge Mann innerlich fast zusammen. Dumbledore erhob sich. "Severus, mein Junge! Du bist den richtigen Weg gegangen indem du umgekehrt bist. Wir werden sehen, was noch zu retten ist und es gibt etwas, dass vielleicht die Last deiner Schuld ein wenig mildernkann." Hoffnungsvoll hob Snape den Kopf und blickte Dumbledore fest in die Augen. "Ich bin für zu allem bereit, Direktor!"

Fast zwei Jahre waren vergangen seit der Nacht, in der Severus Snape den Direktor von Hogwarts so unvermittelt aufgesucht hatte. Inzwischen hatte sich vieles in seinem Leben verändert. Severus Snape konnte einen Teil seiner Schuld zurückzahlen, indem er auf Geheiß Dumbledores zu einem Spion in den Reihen der Todesser wurde. Trotz der vielen Informationen, die so über Voldemort und die Todesser an den Orden des Phönix gelangten, war das Unvermeidliche passiert. Die Potters waren von Voldemort aufgesucht worden und konnten ihm kein viertes Mal die Stirn bieten. Einzig ihr Sohn Harry überlebte. Snapes Schuldgefühle diesbezüglich wurden kaum dadurch verringert, dass es durch seine Rolle als Spion gelang viele andere Leben zu retten, dass die Potters aus ihren eigenen Reihen verraten wurden oder dass Voldemort seit dem Mord an den Potters irgendwie verschwunden war. Noch vor dem Fall Voldemorts nahm Snape eine Stelle an der Hogwarts-Schule für Zauberei und Hexerei als Lehrer für Zaubertränke an. Dumbledore hatte ihm aufgrund seiner enormen Fähigkeiten auf diesem Gebiet diesen Posten angeboten. Dies passte gut in die Pläne Voldemorts, da er so einen Spion aus seinen Reihen in Hogwarts wähnte. Dank der hervorragenden Okklumentik-Künste Snapes ahnte er nicht, dass genau das Umgekehrte der Fall war.
So hätte Snape durchaus ein angenehmes Leben führen können, wären da nicht zum einen die enormen Schuldgefühle gewesen, die er mittels Okklumentik hervorragend zu verbergen wusste, und zudem das Wissen, dass es noch lange nicht vorbei war, denn nur ein Dummkopf konnte glauben, dass Voldemort für immer weg war. Es würden also noch harte und dunkle Zeiten auf den Tränkemeister zukommen. Durch die Unterstützung und vor allem das unbedingte Vertrauen Dumbledores fühlte Snape sich jedoch gestärkt. Sein Leben hatte wieder einen Sinn und komme was da wolle: Severus Snape war bereit!

by Ginassevi

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