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Professor Pomona Sprout

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Heimlichkeiten

Es war ein kühler Herbstmorgen und über den Ländereien von Hogwarts lag noch leichter Nebel. Nur trübes Licht verriet, dass die Sonne irgendwo fern von diesem Ort aufgegangen war. Leichter Rauhreif auf den Gräsern kündete davon, dass dies wohl einer der letzten Tage dieser Art war.
Eine kleine Gestalt, schwarz umrissen, etwas undeutlich in den Nebelschwaden, bewegte sich verstohlen vom verbotenen Wald her über die Wiesen und steuerte schnurstracks die Gewächshäuser an.
Die langgezogenen Gebäude duckten sich zwischen das hohe Gras als wollten sie noch eine Weile die Stille der Nacht geniessen und sich für den schnatternden Sturm von Schülern wappnen, der sich bald wieder über die Ländereien ergiessen würde. In diesen Tagen besiegte die Sonne zur Mittagszeit den grauen Nebelmantel, zerstreute die letzten kleinen Schwaden, die sich noch am Ufer des Sees oder unter der peitschenden Weide versteckten, und dann tat sich über Hogwarts ein wunderbarer blauer Himmel auf und das ganze Anwesen wurde in goldenes Herbstlicht getaucht. Und da heute Sonntag war, wussten die Gewächshäuser ganz genau, wie begeistert die Schüler sich im Grünen aufhalten würden.
Aber noch waren keine Sonnenstrahlen durch die Nebelschwaden gedrungen. Noch träumten die Gewächshäuser von der stillen Nacht.
Professor Sprout wollte diese andächtige Stille nicht stören, und sie zuckte mit schlechtem Gewissen zusammen, als das Schloss zu Gewächshaus Nummer fünf überlaut knarrte.
Sorgsam zog sie den Schlüssel ab und verstaute ihn in ihrer Gürteltasche. Dann trat sie in das Dämmerdunkel des langgezogenen Hausinneren und schloss die Türe hinter sich.
Die Luft hing feucht zwischen den dunklen Schemen der hier wachsenden Pflanzen und ein leiser, schwirrender Ton erfüllte den Raum.
Professor Sprout Professor Sprout nahm ihren Spitzhut ab und hängte ihn an einen dafür vorgesehenen Haken neben der Tür. Dann entzündete sie ihren Zauberstab und sein bläuliches Licht erhellte den Steinboden zu ihren Füssen, der mit kleinen Bröckchen von feuchter, dunkler Erde bedeckt war.
Vorsichtig liess Professor Sprout den Lichtball an der Spitze ihres Zauberstabes noch etwas anschwellen, dann pustete sie sachte dagegen, und die leuchtende Kugel schwebte ins Dach des Gewächshauses, wo sie leicht zitternd in der Luft stehen blieb.
"Gut, sehr gut." Murmelte Professor Sprout. "Nun aber an die Arbeit."
Entschlossen krempelte sie die Ärmel ihres schwarzen Umhangs hoch, packte ihren Zauberstab mit der einen und einen in einer Ecke stehenden Eimer mit der anderen Hand und begab sich in den hinteren Bereich des Hauses.
Manche Pflanzen, an denen sie vorbekam, schienen sie zu erkennen und neigten sich aus ihren Töpfen leicht zu ihr hinüber. Zerstreut tätschelte Professor Sprout hier und da ein Blatt mit ihrem Zauberstab und wich geschickt zwei klebrigen Tentakeln aus, die sie allem Anschein nach umarmen wollten. In Gewächshaus Nummer fünf wurden die schwierig zu ziehenden und gefährlichen Pflanzen aufbewahrt und nur wenige Schüler hatten es schon einmal betreten. Manchen war wohl mulmig geworden beim Anblick des wirren Dschungels von grünen Blättern und farbigen Blüten, dem Durcheinander von hohen und kleinen, imposanten und unscheinbaren Pflanzen - und beim Gedanken an die Warnungen, die Professor Sprout jedem, der ihr Heiligtum betrat, eintrichterte.
Aber heute hatte Professor Sprout keinen Blick für die faszinierenden und exotischen Pflanzen, die sie alle selbst gezogen hatte. Sie erreichte die Stirnseite des Gewächshauses und setzte den Eimer ab.
Die ganze Wand war bewachsen mit einer Pflanze, die man auf den ersten Blick für Efeu hätte halten können. Allerdings zeigte sich bei näherem Hinsehen, dass die Blätter dieser Pflanze weit grösser waren als die von gewöhnlichem Efeu. Ihr Rand war ausgefranst, als hätte ein Tier mit stumpfen Zähnen daran herumgenagt. Nur die Farbe und die hellen Zeichnungen auf den Blättern stimmten mit dem des Efeu überein. Zwischen den etwa handtellergrossen Blättern prangten hier und da feine kleine Blüten von unterschiedlicher, schillernder Farbe.
Professor Sprout zog eine etwa fingerlange silberne Pfeife aus der Tasche und setzte sie an die Lippen. Als sie hineinblies gab es einen hellen, trillernden Ton, der in der Luft hängen zu bleiben schien. Sofort kam Leben in die bewachsene Wand. Die Blüten erzitterten und bewegten sich, lösten sich aus den Blättern und kamen herbeigeschwebt. Erst auf eine Armlänge konnte man erkennen, dass es sich hier nicht um Blumen handelte, sondern um winzige Wesen in Menschengestalt, angetan mit allerlei farbigen, glitzernden Röckchen, wie man sie bei Ballettänzerinnen sieht. Ein Paar durchsichtiger Flügel sass auf dem Rücken dieser Geschöpfe und erzeugte einen feinen, sirrenden Ton, der nun, wie schon bei Professor Sprouts Eintreten, die Luft erfüllte.
"Brav meine Kleinen, nur her zu mir." Murmelte Professor Sprout und drehte sich langsam um, um mit der einen Hand in den Kessel zu fassen. Sie holte eine Handvoll goldgelben Pulvers heraus, das sie auf ihrer Handfläche darbot. Zaghaft näherten sich die geflügelten Wesen dem frischen Blütenstaub, der einen betörenden Duft ausströmte. Ein erstes startete einen mutigen Versuch, an die begehrte Nahrung zu gelangen, stiess blitzschnell vor, stopfte sich mit beiden Händen Blütenstaub in den Mund und war fast in der selben Sekunde schon wieder auf Sicherheitsabstand gegangen. Professor Sprout lächelte, als die kleinen Geschöpfe sich immer mutiger ihrer Hand näherten und bald über ihrem Streit um die Nahrung vergassen, wovor sie sich noch vor kurzer Zeit gefürchtet hatten.
Professor Sprout steckte den Zauberstab in ihre Tasche und streckte vorsichtig die zweite Hand aus, um sie unter die erste zu halten. Die geflügelten Wichte nahmen keine Notiz davon, einige hatten sich auf ihr Handgelenk gesetzt, um dort den Blütenstaub zu vertilgen.
Ein leises Geräusch liess Professor Sprout den Kopf wenden. Die Türe zum Gewächshaus Nummer fünf stand einen Spalt breit offen und kalte Luft strömte herein. Durch die Gänge bewegte sich eine hochgewachsene, schattenhafte Gestalt auf sie zu, deren Konturen erst deutlicher wurden, als sie in den Lichtkreis der verzauberten Leuchtkugel trat.
"Nun," fragte sie mit sanfter Stimme. "Wie geht es voran?"
Professor Sprout, die beim Anblick einer sich nähernden Person etwas bleich geworden war, seufzte erleichtert auf und sah den kleinen Wesen nach, die sich nach beendeter Mahlzeit wieder in ihr Blätterdickicht zurückzogen.
"Ach, Albus! Einen Moment lang dachte ich, sie wären ein Schüler. Oh, es geht gut voran. Sie fressen mir aus der Hand, die kleinen Racker."
"Wunderbar," lächelte Professor Dumbledore. "Ganz wunderbar, meine Liebe. Die zahmen Feen werden der Clou des diesjährigen Weihnachtsfests sein!"

by yaga

Professor Pomona Sprout

Diana stopfte vorsichtig die Humuserde in den Topf, der vor ihr auf dem Arbeitstisch stand.
Professor Sprout, eine fast immer fröhliche Hexe mit vom Wind zerzausten Haar, sah heute nicht ganz so freundlich aus.
"Professor", versuchte Diana ein Gespräch zu beginnen, "ich helfe Ihnen prinzipiell gerne im Gewächshaus, aber ist die Strafe nicht ein bisschen hoch ausgefallen?."
Die Hauslehrerin von Hufflepuff blickte von ihrem Topf auf, "Du meinst, einen Nachmittag lang beim Umpflanzen zu helfen sei ein zu hoher Preis für Deine Gesundheit oder gar Dein Leben?."
Das Mädchen liess vor Schreck die kleine Gärtnerschaufel fallen. "Wieso mein Leben?"
"Ich werde dir eine Geschichte erzählen. Vielleicht kannst Du Dir die Frage dann selbst beantworten. Außerdem geht uns beiden dabei die Arbeit besser von der Hand."
"1970, vor etwa 9 Jahren, hatte mich Professor Dumbledore gebeten, die Samen einer Peitschenden Weide zu besorgen. Ich sollte diese in einem eigens geschützten Bereich des Gewächshauses pflanzen und pflegen, bis der Baum dann auf dem Schulgelände ausgesetzt werden könne. Natürlich ist dieser besondere Baum nicht so leicht zu finden. Also machte ich eine Flohpulverreise nach London, in die Winkelgasse."
"Und dort konnten Sie den Baum dann kaufen", viel ihr Diana neugierig ins Wort.
"Nein, so einfach geht das nicht. Sagen wir mal, ich kannte Leute die wiederum Leute kannten, die dann wieder jemanden kannten, der die Samen besorgen konnte", die Hexe zwinkerte der Schülerin zu. "Es dauerte etwa vier Wochen, bis ich endlich den ersten Topf ansetzen konnte. Der Schulleiter selbst sprach einen Schutzzauber und ein Teil des Gewächshauses war nur noch für mich erreichbar."
"Und wie zieht man so eine Weide auf?" Diana hatte ihren ersten Topf weggestellt, einen neuen geholt und stopfte nun wieder brav Erde unter und um den Setzling, während sie erwartungsvoll zu der Professorin blickte.
"Nun, das ist gar nicht so leicht.. Solange sie ein Samen ist und tief in der Erde im Topf keimt, ist eine Peitschende Weide noch harmlos. Madam Pince half mir, Pflegehinweise in sehr alten Büchern zu finden. Arsenius Bunsen, soviel ich weiß habt ihr eines seiner Bücher als Lehrmittel, und Libatius Borage boten Information und Hilfe an. Unser Schulleiter ist mit einflussreichen Leuten befreundet", schweifte die Botanikerin ab.
"Und was haben Ihnen die berühmten Leute geraten?" Diana konnte nicht so recht verstehen, was an Schriftstellern von Schulbüchern so Einflussreiches wäre.
"Ich setzte die Samen zu allen vier Mondphasen an, da aus der Literatur leider nicht hervorging, welche die beste sei und auch die beiden Herren sich darüber nicht einigen konnte. Der Samen, den ich bei Neumond gepflanzt hatte, ging erst gar nicht auf. Der Setzling, der bei abnehmendem Mond ausgetrieben war, lebte leider nicht lange. Eigentlich haben sich nur die beiden kleinen Pflanzen aus der Zeit vor und zu Vollmond gut entwickelt. Ich gab den beiden Pflänzchen sogar Namen," lächelte Sprout verschmitzt, "alle außer dem Schulleiter schüttelten darüber den Kopf."
Die Hexe holte sich ebenfalls einen neuen leeren Topf und einen vollen Sack Erde. "Weißt Du", fuhr sie dann fort, "offensichtlich hat sich keiner für meine Arbeit interessiert. Dabei war diese sehr anstrengend. Manchmal sah ich nicht wenig ramponiert aus, wenn die Weiden beim Umsetzten in größere Töpfe heftig um sich geschlagen hatten."
Sie durfte natürlich nicht erzählen, dass ein guter Botaniker, und dass war Pomona unbestritten, einem Peitschenden Baum nach 3 Monaten Wachszeit eine Wehrmutwurzel unter die Rinde pflanzt. Diese wuchs sich dann als Knolle im Baum ein. Wenn man nun diese Stelle berührte, wurde die Weide völlig ruhig. Nur so konnte man diese Pflanzenart überhaupt erfolgreich aufziehen. Professor Sprout war sehr stolz darauf, zu den Wenigen zu gehören, die über dieses Wissen verfügten.
Ihre Mutter hatte ihr oft vorgeworfen, dass Pomona eine viel versprechende Karriere in der Zauberwelt weggeworfen hätte, nur weil sie lieber Lehrerin sein wollte. Als das Töchterlein dann aber nach Hogwarts berufen wurde, war die Mutter wieder versöhnt. Professorin auf Hogwarts war durchaus etwas, mit dem man beim Kaffeekränzchen abgeben konnte.
"Professor, es hat sich auf dem Schulhof herumgesprochen, dass die junge Weide, die am Rand des Geländes gepflanzt worden ist, irgend eine besondere Stelle hätte, mit der man sie paralysieren könne", wagte sich Diana vorsichtig vor.
"Wie?" Sprout schreckte aus den Erinnerungen an ihre Mutter auf, "was für ein Unsinn", polterte sie. "Deswegen hat schon Davey Gudgeon sich vor Jahren zu nah an die Weide herangewagt. Sollte das eine Art Mutprobe sein? Oder ist das ein neuer Zeitvertreib? Wollt ihr herausfinden, wie nahe ihr an den Baum herankommt, ohne Schaden zu finden?"
Das Mädchen traute sich kaum noch, ihren Blick zu erheben. Tränen glitzerten in den Augenwinkeln. Es tat ihr leid, die Professorin verärgert zu haben. Eigentlich war Sprout immer gut gelaunt, meisten lächelte sie und zeigte Verständnis für die Schwächen der Schüler.
"Sei froh, dass nur dein Zauberstab zerbrochen ist. Davey hat damals um ein Haar sein Auge verloren. Du warst nicht nur fahrlässig im Umgang mit Deiner Gesundheit, sondern auch respektlos gegenüber der Pflanze. Würdest Du wollen, dass dich einer nur zum Spaß belästigt? Eine Peitschende Weide ist ein sehr mürrischer Baum. Sie will einfach nur ihre Ruhe haben. Am besten erzählst du das dann auch gleich mal deinen Mitschülern, wenn wir hier fertig sind."
Diana fühlte, dass Professor Sprout nun nicht mehr gewillt war zu plaudern. Rasch, aber sorgsam beendete sie ihre Strafarbeit und verabschiedete sich leise. Die Lehrerin blickte ihr besorgt nach. Sie nahm sich vor, erneut mit dem Schulleiter über ihre Bedenken bezüglich des Standorts des Baumes sprechen. Und sie würde den Schülern noch eindringlicher vermitteln, respektvoll mit der Pflanzenwelt umzugehen.

by talapran

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